Kennst du den Faust?

24.10.2022

FraunHOFtheater spielt Goethe

Die Geschichte ist kurz erzählt: Faust, unzufrieden mit seinem Leben, geht einen Pakt mit Mefisto, dem Teufel, ein und reißt dabei das junge Gretchen mit sich in den Untergang. Der Faust-Stoff faszinierte nicht nur zahlreiche Autoren und Dramaturgen der letzten Jahrhunderte, sondern beschäftigte auch Goethe selbst über 60 Jahre seines Lebens. Das FraunHOFtheater hat sich nun ebenfalls des Werkes angenommen und in zwei Aufführungen seine Sichtweise der Tragödie gezeigt. OStRin Eva Schwarzfischer leistete dabei mit ihrer Truppe Unglaubliches und brachte einen modernen Faust auf die Bühne, der aktueller nicht sein könnte. Unterstützt durch umfangreiche Licht- und Tontechnik (Tim Fuchs) wurde in einem Gesamtkunstwerk aus einzelnen Bildern, (Rap-) Musik, Kommentaren und aktuellen Bezügen die dramatische Zuspitzung des Untergangs gezeigt und in die heutige Zeit übertragen.

Faust und dessen verschiedene Seelen suchen Rat
Faust und dessen verschiedene Seelen suchen Rat

Aber von vorn: Gretchen, ein junges Mädchen (ausdrucksstark gespielt von Mara Terlouw), ist gefangen in ihrer Welt und wird von den Erwartungen, die die Gesellschaft an sie stellt, schier erdrückt. Faust ergeht es ähnlich. Nach vielen Jahren des Forschens und Studierens scheint er keinen Schritt weitergekommen zu sein. Ach, nicht nur zwei Seelen wohnen in seiner Brust, sondern mehrere. Insgesamt vier Faustdarsteller treten zeitgleich als eine Person auf die Bühne (Lenz Hanshew als Mediziner, Korbinian Menacher als Theologe, Alena Säckl als Jurist und Katharina Salzberger als Philosoph) und finden auf ihre Fragen keine Antworten. Einziger Ausweg scheint der eigene Tod zu sein. Der Suizidversuch wird aber jäh von den einsetzenden Kirchenglocken und der Osterbotschaft unterbrochen.

Gretchen, ausdrucksstark gespielt von Mara Terlouw, ist gefangen in ihrer Welt.
Gretchen, ausdrucksstark gespielt von Mara Terlouw, ist gefangen in ihrer Welt.

Nach einem scheinbar freudigen Osterspaziergang, bei dem Faust auf den ominösen schwarzen Pudel trifft, kehrt er zurück in sein Studierzimmer. Des Pudels Kern ist Mefisto, toll gespielt von Sophie Tröster, der ihn zu einem Pakt überredet. Faust solle dem Teufel seine Seele überantworten, falls es diesem gelinge, ihm Erfüllung und Lebensglück zu verschaffen. Im Gegenzug verspricht Mefisto, Faust im Diesseits zu dienen und alle Wünsche zu erfüllen.

Ein verhängnisvoller Pakt mit dem Teufel
Ein verhängnisvoller Pakt mit dem Teufel

Gemeinsam gehen sie in Auerbachs Keller, dessen Wirt (Nepomuk Salzberger) aber unter den Corona-Einschränkungen zu leiden hatte. Hexen helfen Mefisto dann dabei, einen Zaubertrank für Faust zu brauen. Kaum ausgetrunken und damit selbst zu einem Teil Mefistos geworden, sieht Faust ein Bildnis des wunderschönen Gretchens und verliebt sich prompt in sie.

Hexen umkreisen Faust, der gerade den Zaubertrank zu sich nimmt.
Hexen umkreisen Faust, der gerade den Zaubertrank zu sich nimmt.

Nach einem Zeitsprung erzählen Gretchen, Faust und Mefisto rückblickend von einem zuvor stattgefundenen Spaziergang, bei dem Faust auf Gretchen getroffen war. Faust fühlt sich körperlich zu Gretchen hingezogen und fordert Mefisto auf, das Mädchen zu seiner Geliebten zu machen. Nun ist auch der Theologe Faust ein Teil von Mefistos Machenschaften. Gretchen ist verwundert und zugleich geschmeichelt über Fausts Avancen, tritt jedoch auf einer weiteren Ebene auch als moderne, selbstbewusste Frau auf. Faust beauftragt Mefisto für Gretchen eine Kette als Geschenk zu besorgen. Gretchen findet diese dann zu Hause und ist geschmeichelt. Im Gespräch zwischen Mefisto und Faust erfährt man jedoch, dass die Mutter Gretchens die Kette an den Pfarrer weitergegeben hat. Faust fordert von Mefisto sofort eine neue und noch schönere Kette. Gretchen findet das erneute Geschenk und geht damit zu ihrer Nachbarin Marthe, die gerade mitten im Beauty-Programm ist und sich in Spitzenunterwäsche und Bademantel ihre Nägel lackiert. Marthe, frivol dargestellt von Korbinian Menacher, rät dem Mädchen, diesmal nichts der Mutter zu erzählen.

Gretchen holt sich Rat bei Marthe, ihrer Nachbarin.
Gretchen holt sich Rat bei Marthe, ihrer Nachbarin.

Um Marthe auch auf seiner Seite zu haben, erscheint nun Mefisto selbst bei der Nachbarin und berichtet vom Tod ihres Ehemanns. Marthe scheint nicht besonders bestürzt zu sein, sie biedert sich hingegen gleich Mefisto an. Bei einem zuvor verabredeten Treffen spazieren Faust mit Gretchen und Mephisto mit Marthe im Garten. Es kommt zum ersten Kuss zwischen Gretchen und Faust. In der folgenden Szene, an der Gretchen nun eigentlich am Spinnrad sitzen sollte, ist diese hin- und hergerissen. „Meine Ruh ist hin, mein Herz ist schwer, ich finde sie nimmer und nimmermehr.“ Gretchen bricht auch hier aus ihrer Rolle aus, zitiert aus Goethes Text und der Interpretation von Jochen Schmidt und kommentiert das Ganze dann wütend mit „Sexistische Kackscheiße!“ Auch die Gretchenfrage „Nun sag, wie hast du’s mit der Religion“ beim nächsten Treffen von Gretchen und Faust entpuppt sich als neuzeitliche „Greta-Frage“, in der es um Femizide, also um Mord an Frauen, um den Umgang mit Vergewaltigungsopfern und den §219a, dem Werbungsverbot für Abtreibung, geht. „How dare you?“ Gretchen geht auf Fausts Annäherungsversuche ein und verbringt mit ihm ein „Stündchen“. Damit die beiden ungestört sind, hat Faust seiner Geliebten zuvor ein vermeintliches Schlafmittel für die Mutter mitgegeben, das jedoch zum Tod der Mutter führt.

Gretchen bei ihrer eigenen Interpretation
Gretchen bei ihrer eigenen Interpretation

Die im Drama folgende Szene am Brunnen wird ebenfalls in die digitale Welt verlegt. In einem Chat mit Gretchen erzählt Lieschen, dass die gemeinsame Bekannte Bärbelchen unehelich ein Kind bekommt und ist entsetzt über das Verhalten der Bekannten. Gretchen, sich ihrer eigenen Vergehen bewusst, bedauert die gemeinsame Freundin eher.

Gretchen am Brunnen bzw. im Chat
Gretchen am Brunnen bzw. im Chat

Gretchens Bruder Valentin erfährt von Gretchens Fehltritt und fürchtet die Schande, die nun über die Familie hereinbrechen könnte (modern und absolut authentisch dargestellt von Martin Atanassov). Er stellt seine Schwester zur Rede, wird dabei aber von Mefisto und Faust ermordet. Der im Sterben liegende Valentin beschimpft seine Schwester als Hure und wird dabei von Gaffern mit ihren Handys gefilmt.

Valentin hat selbst im Todeskampf nur Vorwürfe für seine Schwester übrig.
Valentin hat selbst im Todeskampf nur Vorwürfe für seine Schwester übrig.

Ein Irrlicht (hervorragend tänzerisch dargestellt von Valentina Bauer) führt die vier Fausts und Mefisto zum Blocksberg, auf dem die Hexen (u.a. Damien Gürster, Michi König, Quirin Kollmer, L. Kulzer, Savina Kulzer und Johanna Speckner) ihre Walpurgisnacht feiern. Während dort eine erotische Orgie zelebriert wird, in der nun auch der letzte Faust dem Teufel zum Opfer fällt, kämpft Gretchen mit sich und macht sich schwerste Vorwürfe.

Ein Irrlicht führt Faust zum Blocksberg
Ein Irrlicht führt Faust zum Blocksberg
Das wilde Treiben in der Walpurgisnacht
Das wilde Treiben in der Walpurgisnacht

Sie ist nicht nur Schuld am Tod der Mutter, sondern hat auch ihr unehelich geborenes Kind ertränkt. Als Mörderin wird sie verurteilt und soll hingerichtet werden. In der Schlussszene steht sie umzingelt von Faust und Mefisto, entschließt sich aber, nicht mit ihnen zu gehen und wird somit gerettet und erlöst. Die Inszenierung endet mit den Worten aus dem Teufelspakt: „Verweile doch! Du bist so schön!“

Sie ist gerichtet - ist gerettet!
Sie ist gerichtet - ist gerettet!

Mit Standing Ovations ging eine beeindruckende Theateraufführung zu Ende. Ein großer Dank gilt an dieser Stelle allen Beteiligten und natürlich der Theaterlehrerin ("drama teacher") OStRin Eva Schwarzfischer.

Hier noch einige Eindrücke der Inszenierung, fotografiert von Susanne Melichar:

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