Vorstandsmitglieder repräsentieren die FRAUNHOFER-Freunde am Tag der offenen Tür
Wie jedes Jahr war auch am 4. April 2025 eine Abordnung der FRAUNHOFER-Freunde am Tag der offenen Tür unserer Schule mit von der Partie, um den Förderverein zu repräsentieren.
Interessenten konnten sich über die Aktivitäten der "Freunde" informieren und es kam immer wieder zu anregenden Gesprächen mit den Eltern der angehenden Gymnasiasten, besonders dann, wenn ehemalige Schülerinnen und Schüler nun mit ihren Kindern das Fraunhofer-Gymnasium erkundeten und auf ihre ehemaligen Lehrer trafen.
Die Entstehung des
Universums: Ein Blick zurück mit dem James-Webb-Space-Teleskop
FRAUNHOFER-Freunde luden zum 10. Vortrag von Astrophysiker Prof.
Dr. Andreas Burkert ein
Die Pausenhalle der Schule war bis zum letzten Platz gefüllt. Die Fangemeinde hatte sich zum mittlerweile zehnten Vortrag von Prof. Burkert von der LMU München über ein aktuelles astronomisches Thema, das James-Webb-Teleskop, eingefunden. Dieses kleine Jubiläum nahm StD a. D. Christian Nowotny, Erster Vorsitzender unseres Fördervereins der FRAUNHOFER-Freunde, zum Anlass, den Referenten und seine Gattin mit einer Luftballonrakete zu begrüßen, die eine große „10“ trug. Er bedankte sich damit für die Verbundenheit des Professors mit dem Fraunhofer-Gymnasium. „Sie halten keine Vorträge, sondern Sie leben sie“, beschrieb Nowotny die besondere Art, mit der Prof. Burkert seit vielen Jahren naturwissenschaftliche Forschungsergebnisse einem breiten Publikum vermitteln kann. Schließlich bedankte sich der Vorsitzende auch bei seinem Kollegen Roland Kastner, dem es wiederum gelungen war, den "Professor zu uns nach Cham zu locken".
Bevor er das Wort an Prof. Burkert übergab, bot noch Johannes Stoiber, Abiturjahrgang 2019 und derzeit Doktorand beim Referenten, interessierten Fraunhofer-Schülern ein Praktikum an der Universitätssternwarte in München mit persönlicher Betreuung an. Dafür hatte er ein attraktives Plakat entworfen, das in der Fachschaft Physik an unserer Schule zu besichtigen ist. Interessenten können sich gerne bei ihm unter jstoiber@usm.lmu.de bewerben.
Doch nun bat Vorsitzender Christian Nowotny den „Commander der Jubiläums-Rakete Burkert", das Steuer zu übernehmen. Dieser entführte sein Publikum zuerst nach Stonehenge, einem Bauwerk der Jungsteinzeit im Süden Englands, das erstmals eine astronomische Ausrichtung zeigt. Burkert verglich den Bau des James-Webb-Teleskops auch mit dem Bau einer gotischen Kathedrale. Das Weltraumteleskop ist eine „Kathedrale der Astronomie“, so der Physiker.
Zunächst ging es um die Frage, warum wir Teleskope für einen Blick in die Sterne nutzen. Mit dem bloßen Auge und einer Pupille von 8 mm Durchmesser lassen sich 3.000 bis 6.000 Sterne am dunklen Nachthimmel beobachten. Schon das erste Teleskop, das von Galileo Galilei, zeigte fast 100-mal mehr Sterne. Mit dem James-Webb-Teleskop, dessen Spiegel einen Durchmesser von 6,5 m hat, können 12.000-mal mehr Sterne als von Galilei beobachtete werden.
Neben der Öffnung eines Teleskops ist aber auch dessen Auflösung entscheidend. Und die ist vor allem durch die Atmosphäre der Erde beschränkt. Damit diese nicht stört, wurde das JWST weit weg von Erde und Sonne auf den sogenannten Lagrange-Punkt 2 in einer Entfernung von 1,5 Mio. km von der Erde platziert.
Mit jedem Teleskop lässt sich ein Blick in die Vergangenheit werfen. „Sie sehen mich jünger als ich eigentlich bin“, gab Burkert grinsend seinem Publikum zu bedenken. Wegen der endlichen Ausbreitungsgeschwindigkeit des Lichts ist jeder Blick durch ein Teleskop ein Blick in die Vergangenheit. Während das Hubble-Space-Teleskop schon in eine Periode 500 Mio. Jahre nach dem Urknall zurückblicken konnte, schafft das JWST 50 Mio. Jahre. Damit können Galaxien im jungen Universum beobachtet werden. „An einigen Stellen müssen wir jetzt wieder von vorne anfangen“, so Burkert. Die Aufnahmen des Teleskops passen nicht mehr zu den Simulationen, mit denen die Astrophysiker die Entstehung von Galaxien bisher nachgebildet haben.
Die Entwicklungs- und Bauzeit des JWST betrug 35 Jahre. 1.200 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus 14 Ländern waren daran beteiligt – eine ungeheure gemeinschaftliche Leistung über alle politischen Grenzen und Weltanschauungen hinweg! Am 25.12.2021 startete das Teleskop, erreichte nach vier Wochen Flugzeit sein Ziel und liefert seitdem faszinierende Bilder, mit denen der Professor seine Zuhörerinnen und Zuhörer begeisterte. Interessant war dabei auch der qualitative Vergleich von Hubble-Bildern mit denen des weitaus größeren JWST.
Nach diesem Vortrag war jedem Zuhörer und jeder Zuhörerin klar, dass mit dem James-Webb-Space-Teleskop eine „Kathedrale“ der Wissenschaft geschaffen wurde, durch die ein neues Fenster für einen Blick ins Universum geöffnet ist.
Vorsitzender Christian Nowotny bedankte sich bei Prof. Burkert, nachdem dieser noch Fragen des Publikums beantwortet hatte, für die wiederum begeisternde Reise zu den Sternen mit einem Geschenk sowie einem Blumenstrauß für seine Gattin. Auf die Frage, ob er auch ein 11. Mal zu einem Vortrag an unsere Schule kommen würde, gab es ein eindeutiges "ja" des Professors, der sich nach eigenen Worten am "Fraunhofer" fast wie daheim fühlt. So kann sich die Fangemeinde schon auf den nächsten Vortrag freuen!
Text: Roland Kastner
FRAUNHOFER-Freunde luden zum Begegnungsabend ein: „Geschichts-Unterricht“
einmal anders!
Vortrag des Ehemaligen Johannes Rieger als Zeitzeuge von 60 Jahren deutscher
Politik
Nach mehreren Anläufen hatte es am 26. Februar endlich geklappt: Johannes Rieger, Ehemaliger und langjähriges Mitglied unseres Fördervereins aus Bonn, kam in seine alte Heimat, um auf Einladung der FRAUNHOFER-Freunde seinen Vortrag zu halten mit dem Thema: „Als Journalist und Presse-Verantwortlicher im Kanzleramt in Bonn und Berlin – Was er als Zeitzeuge der deutschen Politik in mehr als 60 Jahren erlebte und welche Rolle Cham dabei spielte".
Tatsächlich hatte Johannes Rieger eine bemerkenswerte Karriere nach seinem Abitur 1962 an der damaligen Oberrealschule, dem heutigen Fraunhofer-Gymnasium, hingelegt und alles hatte hier begonnen, wie Erster Vorsitzender StD a. D. Christian Nowotny in seiner Begrüßung betonte. Ca. 50 interessierte Zuhörer sowie einige frühere Klassenkameraden des Referenten waren in die Pausenhalle gekommen, um dessen Erfahrungen und Erlebnissen in der deutschen Politik, die er mit einigen Bildern und Anekdoten illustrierte, zu lauschen.
Dem Studium der politischen Wissenschaften, Geschichte und Publizistik in München und Berlin schloss sich ein Volontariat bei den Sendern Freies Berlin und Deutsche Welle Köln an. In diesem Zusammenhang durfte er den damaligen Chamer Bürgermeister Michael Zimmermann zur Wiederwahl von Bundespräsident Heinrich Lübke im Juli 1964 nach Westberlin begleiten. Zimmermann war wegen seiner Schwerbeschädigung Wahlmann der bayerischen SPD in der Bundesversammlung, wie Johannes Rieger erzählte.
Ein Jahr nach seinem Examen als Diplompolitologe 1967 ging es steil bergauf: 1968 war er bereits Redakteur im Presse- und Informationsamt der Bundesregierung in Bonn, 1969 Stellvertretender Leiter des Pressereferats im Bundeskanzleramt, wo er auch mit dem damaligen Innenminister Hermann Höcherl aus Brennberg bei Regensburg zu tun hatte, dessen Volksschullehrerin in Brennberg die Großmutter (aus Schönsee) von Riegers Ehefrau Anna war.
Weitere interessante politische Erfahrungen machte Johannes Rieger nicht nur zwischen 1971 und 1974 in Algerien und Ägypten als Chef vom Dienst Bundespresseamt Auslandsreisen, sondern auch bei einer USA-Reise 1973 mit Willy Brandt. Dort arbeitete er mit dem Stellvertretenden Leiter des German Information Center in New York, Erwin Freiherr von Schacky aus Waffenbrunn bei Cham, zusammen. (Diesen traf er Jahre später als Protokollchef des Landes Berlin unter dem Regierenden Bürgermeister von Weizsäcker.) 1974 musste Rieger auch den Rücktritt von Kanzler Willy Brandt nach der Guillaume-Affäre miterleben.
Von 1974 bis 1981war Johannes Rieger als Pressereferent in der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland bei der DDR tätig, dabei waren zusätzliche Arbeitsschwerpunkte der Holocaust (Buchenwald und Auschwitz) sowie die Katholische Kirche. 1977 besuchte der damalige Redaktionsleiter des Bayerwald Echo Horst Trotz die StäV und schrieb darüber einen Artikel, in dem er auch Johannes Rieger und seinen damaligen Kollegen Oberamtsrat Georg Maier, beide Absolventen der Chamer Oberrealschule, erwähnte.
Es schlossen sich bis 1986 Jahre im Bundespresseamt Auslandsabteilung (verantwortlich für die kleineren Ostblockstaaten) an, danach bis 1989 die Tätigkeit als Botschaftsrat an der Botschaft Prag (Presse). Ein Schwerpunkt war hier die Zusammenarbeit mit der Katholischen Kirche, wobei der Referent mit unserem ehemaligen Religionslehrer Prälat Hubert Schöner zu tun hatte, ebenso mit unserem ehemaligen Landrat Dr. Max Fischer, wegen seiner Kontakte in die Tschechoslowakei damals als „heimlicher Außenminister Bayerns“ bekannt.
Ein weiterer Schwerpunkt war wiederum der Holocaust (Theresienstadt, Lidice). In diesem Zusammenhang setzte sich Johannes Rieger für die Auschwitz-Überlebende Erika Bezdickova ein, die wegen ihres Wohnsitzes im Ostblock keine Wiedergutmachung für ihre Zwangsarbeit in einem LKW-Werk von Daimler-Benz erhielt. Rieger schaltete seinen Studienfreund Horst Teltschik, damals Stellvertretender Leiter des Bundeskanzleramtes in Bonn, ein und konnte ihr 20.000 D-Mark im Namen von Bundeskanzler Helmut Kohl überreichen (knapp ein Jahr später wurden nach dem Zusammenbruch des Ostblocks solche Zahlungen auch dort möglich).
Johannes Rieger erlebte in Prag das letzte Jahr mit DDR-Flüchtlingen und war anschließend bis zu seinem Ausscheiden 2003 in der Senatsverwaltung für Bundes- und Europaangelegenheiten (Landesvertretung Berlin) in Bonn und Berlin tätig, ebenso 1990 als Berater der ersten frei gewählten DDR-Regierung unter Ministerpräsident de Maizière im Ministerium für Forschung und Technik. Als Vertreter des Landes Berlin arbeitete er auch in den Ausschüssen des Bundesrates für Verkehr, Umweltfragen, Kultur, Auswärtiges und Verteidigung und beschäftigte sich als Personalratsvorsitzender der Landesvertretung sehr viel mit dem für die unteren Gehaltsgruppen verträglichen Abwickeln der Landesvertretung in Bonn und möglichen Stellenübernahmen durch neue Ämter in Bonn (u. a. Bundesrechnungshof aus Frankfurt und Bundesinstitut für Pharmazie aus Berlin) sowie der Ansiedlung von UNO-Einrichtungen in Bonn.
Interessant für die Zuhörer aus dem Schulbereich war auch seine Arbeit als Vertreter des Landes Berlin in der Ständigen Vertragskommission des Bundes und der Länder, die nicht so bekannt ist. Gemäß Grundgesetz Artikel 70, Absatz 1, liegt nämlich die Gesetzgebungskompetenz für die Bereiche Bildung und Wissenschaft sowie Kultur bei den Ländern. Deshalb muss der Bund, wenn er entsprechende völkerrechtliche Abkommen abschließen möchte, zunächst deren Texte den Ländern vorlegen. Die Vertragskommission untersucht diese näher und gibt den Ländern entsprechende Empfehlungen, dass der Bund auf der Grundlage der begutachteten Texte Verhandlungen aufnehmen darf.
Am Ende seines spannenden Vortrages, den das Publikum sehr aufmerksam verfolgte, beantwortete der Referent noch gerne dessen Fragen, bevor sich Vorsitzender Nowotny bei Johannes Rieger mit einem Präsent (die mittlerweile vergriffene Festschrift zum 75-jährigen Schuljubiläum, die es nicht einmal mehr auf dem „Schwarzmarkt“ gibt, wie er anmerkte, sowie die Festschrift zum 100-jährigen Schuljubiläum des Fraunhofer-Gymnasiums) im Namen aller herzlich bedankte und ihm wieder eine gute Rückreise nach Bonn wünschte.
Johannes Rieger sagte in seinem Schlusswort, dass er sich sehr gefreut habe, wieder einmal an seiner alten Schule gewesen zu sein, um über seine beruflichen Erlebnisse in der deutschen Politik zu berichten. Eine besondere Freude war es für ihn auch, dass einige seiner ehemaligen Klassenkameraden anwesend waren und er seinen ältesten noch lebenden Lehrer, nämlich den 96-jährigen StD a. D. Josef Bauer, besuchen durfte. Dieser hatte für ihn nach dem Abitur ein wichtiges Empfehlungsschreiben verfasst, das ihm auf seinem beruflichen Weg in der Bonner Politik von großem Nutzen war.
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