26.09.2025
Exkursionswoche der beiden Biologie-W-Seminare
Am Schuljahresende brachen die beiden Biologie-W-Seminare zu ihrer fünftägigen Exkursion in den Nationalpark Bayerischer Wald auf. Diese Veranstaltung ist seit fast vierzig Jahren fester Bestandteil der Ausbildung in den Biologie-Leistungskursen und W-Seminaren. Unterkunft und Verpflegung erfolgten in gewohnter Weise in dem vor Kurzem aufwendig renovierten und erweiterten Jugendwaldheim Wesseley-Haus bei Hohenau. Neben den Lehrkräften Thomas Seyferth, Bernhard Bauer und Annalena Plank begleiteten Waldführer und Experten des Nationalparks die Schülerinnen und Schüler, so dass Kleingruppen gebildet werden konnten. Je nach Thematik der einzelnen Exkursionstage unterstützten entsprechende Spezialisten die Wissensvermittlung.
Am Nachmittag nach der Ankunft erkundeten die Jugendlichen das Felswandergebiet in der Kernzone des Nationalparks. Dieser Bereich ist seit dessen Gründung durch seine totholzreichen und urwaldähnlichen Strukturen bekannt. Durchzogen von eindrucksvollen Felsformationen bietet sich ein abwechslungsreiches Landschaftsbild mit hochwertigen Biotopen für scheue Bewohner des Unterholzes, beispielsweise Hasel- und Auerhühner. In eindrucksvoller Weise machte diese erste Wanderung mit den Parkführern den Teilnehmenden das Motto des Nationalparks „Natur Natur sein lassen“ bewusst.
Am Folgetag begaben sich die Jugendlichen in die Gehegezone. Durch den frühen Zeitpunkt des Rundgangs hielten sich kaum weitere Gäste auf dem Gelände auf, so dass außergewöhnlich viele Tierarten beobachtet werden konnten, die sich noch nicht zurückgezogen hatten. Besonders in Erinnerung blieb der Anblick von Luchs, Bison, Elch, Baummarder, Kranich, Auerhuhn, Rebhuhn, Turteltaube und Ringelnatter, aber auch von Wirbellosen wie Wasserwanzen und aus ihren Larven schlüpfende Großlibellen. Durch die umfassenden Erläuterungen der Begleitpersonen konnten die Schülerinnen und Schüler den Körperbau und die Lebensweise der beobachteten Tiere gut in ihren ökologischen Kontext einordnen. Im Anschluss erfolgte die Begehung des Waldwipfelwegs. Einem längeren Aufenthalt auf der Spitze der am Ende eiförmigen Holzkonstruktion setzte ein Regenschauer ein abruptes Ende, so dass der anschließende Aufenthalt im Hans-Eisenmann-Informationszentrum des Nationalparks zeitlich ausgedehnt wurde.
Für den Naturhaushalt bedeutend sind nicht nur abgestorbene Pflanzen (insbesondere Totholz und Torfmoos) sondern auch verrottende Tierleichen. Ein besonderer Schwerpunkt der Exkursion lag daher am Folgetag auf der sogenannten Aasforschung. Dr. Christian von Hörmann, einer der führenden Spezialisten auf diesem Gebiet, verdeutlichte eindrucksvoll die zentrale ökologische Bedeutung toter Tiere im Stoffkreislauf der Natur. Der Referent zeigte anhand aktueller bundesweiter Forschungsprojekte, dass Kadaver nicht nur als Nahrungsquelle, sondern auch als Lebensraum für eine Vielzahl von Organismen dienen und somit wesentlich zur Erhöhung der Biodiversität beitragen. Beim Besuch einer Forschungsfläche am Südhang des Lusens konnten die Schülerinnen und Schüler beobachten, welche enorme Vielfalt an Lebewesen sich auf und bei einem weitgehend skelettierten Rothirsch ansiedelt und in welchem Maße solche Biotope komplexe Nahrungsnetze fördern. Aus biologischer Sicht bildet Aas eine Schlüsselrolle in Ökosystemen. Untersuchungen im Bayerischen Wald zeigen zudem deutlich, dass der Schutz natürlicher Zersetzungsprozesse sowohl seltene Arten begünstigt als auch langfristig zur Stabilität und Resilienz des Waldes beiträgt. Im Anschluss an von Hörmanns Ausführungen erlernten die Kollegiatinnen und Kollegiaten in anschaulicher Weise wesentliche Aspekte verschiedener Methoden des Wildtier-Monitorings. Als Experte informierte Maik Henrich zunächst theoretisch, dann auch in einem Praxisteil über die verschiedenen Vorgehensweisen zur Erfassung spezieller Säuger wie Wolf, Luchs, Rotwild, Fischotter und Biber. So erkannten die Teilnehmenden, dass es in der Realität gar nicht so leicht ist, ein sendermarkiertes Tier telemetrisch genau zu erfassen.
Der vorletzte Tag der Exkursion widmete sich den naturhistorischen Gegebenheiten der Region um Rachel und Lusen. Der geführte Besuch des Freilichtmuseums Finsterau bot den Schülerinnen und Schülern ein eindrucksvolles Bild des harten Lebens im Hinteren Bayerischen Wald, dessen unwirtliche Bedingungen nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch weitere Bereiche des Lebens erschwerten. Die Vielfalt der dort wiedererrichteten Gebäude spiegelt die Arbeitswelt und die gesellschaftlichen Verhältnisse der „Waidler“ in den letzten Jahrhunderten wider. Anschließend machte sich ein Teil der Exkursionsgruppe auf einen abwechslungsreichen Rundweg durch das Finsterauer Tal. Bei den dortigen Hochmoorgebieten und Aufichtenwäldern konnten die Jugendlichen ihre in den Monaten zuvor erworbenen Kenntnisse darüber vertiefen. Dem Schutz der Hochmoore kommt in Zusammenhang mit der Klimadiskussion eine Schlüsselrolle zu. Schön anzusehen, mittlerweile auch aufgrund ihrer Seltenheit, waren karge Feuchtwiesen mit teils noch flächigen Arnika-Beständen. Der Weg zurück zum Freilichtmuseum führte entlang des Reschbachs, der mit seinen Felsen und kleinen Wasserfällen Motive für Kalenderbilder bietet.
Die Zeit im Nationalpark ergänzte den regulären Unterricht in anschaulicher Weise und brachte für alle Beteiligten wertvolle Erfahrungen. Die praktischen Einblicke in die Forschungsarbeit von Spezialisten hinterließen nicht nur bei den Schülerinnen und Schülern, sondern auch bei den Lehrkräften einen bleibenden Eindruck.
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