11.11.2023
Fraunhofer-Alumni gaben bei Akademie-Abenden Einblick in ihre Tätigkeiten
Was hat Streugranulat mit Moorgraspfosten zu tun und weshalb spielt „Star Wars“ mittlerweile im OP-Saal eine Rolle? Antwort auf diese Fragen gab es bei den Akademie-Abenden des Fraunhofer-Gymnasiums, die kürzlich anlässlich des 100-jährigen Schuljubiläums veranstaltet wurden.
Das Joseph-von-Fraunhofer-Gymnasium feierte seinen runden Geburtstag in den letzten Monaten mit zahlreichen Konzerten, Festen, Theateraufführungen, einem Jubiläumsball und natürlich dem großen Sommerfest. Was in dieser Reihe jedoch noch fehlte und was dem Fraunhofer schließlich auch seinen Namen gibt, war eine Veranstaltung aus dem MINT-Bereich.
So waren für den Herbst im Festprogramm zwei Akademie-Abende vorgesehen, die von StD Robert Wagenbrenner, Mitglied der Schulleitung, geplant und organisiert wurden. In den Akademie-Abenden berichteten ehemalige Fraunhofer-Absolventen, die in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder Technik (= MINT) tätig sind, in kurzen und unterhaltsamen Vorträgen über ihr Arbeitsgebiet.
Der erste Akademie-Abend stand ganz im Zeichen der Medizin. Dr. Maximilian Plach, Absolvent aus dem Jahr 2006 und Geschäftsführer der 2bind GmbH, erläuterte dem interessierten Publikum, wie in der Biotechindustrie neue Medikamente entwickelt werden. Die 2bind GmbH ist ein Auftragsforschungslabor, das weltweit agierende Pharma- und Biotechunternehmen z.B. in deren Entwicklungsprogrammen von neuartigen Medikamenten oder Krebstherapeutika unterstützt. Plach berichtete vom neuen Bakterium „Pseudomonas danubii“, einem Einzeller aus der Donau, das scheinbar eine hohe natürliche Resistenz gegen Antibiotika hat. Er schilderte dann allgemein den Weg von einer ersten Hypothese bis hin zum neuen Medikament auf dem Markt und machte deutlich, dass dieser Prozess oftmals viele Jahre dauere und mittlerweile auch künstliche Intelligenz erfolgreich zu einer Wirkstoffvorhersage genutzt werde.
Als zweiter Referent des Abends referierte Prof. Dr. Matthias Eiber, Leiter der Sektion Theranostik am Klinikum rechts der Isar in München, über „MINT und Medizin: Was die Nuklearmedizin mit radioaktiven Stoffen macht“. Anhand zahlreicher Bilder und Filme zeigte Eiber, der 1998 sein Abitur am Fraunhofer abgelegt hatte und anschließend Nuklearmedizin studierte, welche Wirkungen radioaktive Stoffe auf den menschlichen Körper haben und wie diese Stoffe gezielt bei der Bekämpfung von Krebserkrankungen eingesetzt werden können. Besonders eindrucksvolle Ergebnisse liefere diese Methode bei Tumoren der Schilddrüse, der Prostata oder der Bauchspeicheldrüse. Der radioaktive Stoff lagere sich im tumorbefallenen Gewebe ein, das durch einen speziellen Geigerzähler genau lokalisiert und anschließend operativ entfernt werden könne. Im von Eiber gezeigten Film erinnerte das Geräusch dieses speziellen Geigerzählers an ein Lichtschwert aus den Star-Wars-Filmen und ließ den ein oder anderen Zuhörer trotz der ernsten Thematik doch etwas schmunzeln.
Der zweite Akademie-Abend hatte dann die Fachbereiche Chemie und Physik zum Thema. Zunächst sprach Dr. rer. nat. Christoph Habel, der 2009 sein Abitur am Fraunhofer-Gymnasium abgelegt hatte. Er promovierte am Lehrstuhl für Anorganische Chemie und beschäftigt sich heute mit der Entwicklung und Produktion von naturfaserverstärkten Biokunststoffen bei der Biofibre GmbH. Habel schilderte die zahlreichen Einsatzmöglichkeiten von biobasiertem Kunststoff und zeigte verschiedene Anwendungsmöglichkeiten auf, die von Moorgraspfosten über Verbiss-Schutz an jungen Bäumen bis hin zum Streugranulat bei Pflasterarbeiten reichten. Es gebe bereits vielseitige Ansätze, die auch technisch umsetzbar seien, leider fehle es jedoch immer wieder an klaren gesetzlichen Leitlinien.
Als zweiter Referent des Abends sprach Prof. Dr. Michael Griesbeck, Professor für Physik und Bauphysik an der TH Rosenheim, über „Laser: existenziell für die moderne Gesellschaft oder nur ein Lieblingsspielzeug der Physiker?“. Der Fraunhofer-Alumni aus dem Jahr 2002 studierte Physik und ist mittlerweile an der TH Rosenheim als Vertretungsprofessor für Physik/Bauphysik tätig und wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Lasertechnologie des Fraunhofer IOSB. In seinem Vortrag schilderte er die zahlreichen Einsatzmöglichkeiten von Lasern im Alltag und in der Wissenschaft und bezeichnete den Laser als „Werkzeug für alles“. Von Lasershows über kosmetische Anwendungen, von Scanner-Kassen bis hin zu optischen Laufwerken reicht die Palette des täglichen Einsatzes im Alltag. Aber auch das autonome Fahren, die Halbleitertechnologie und die optische Datenübertragung mittels Glasfaser sei ohne Laser nicht denkbar.
Das zahlreich erschienene Publikum war begeistert von der lebensnahen Darstellung hochkomplexer Themen und bekam einen spannenden Einblick in die verschiedenen Fachbereiche. Im Anschluss an die Vorträge gab es die Möglichkeit zur Diskussion mit den Referenten und so manche Gedanken und Anregungen wurden im gemütlichen Teil des Abends bei einem kühlen Getränk noch vertieft. Nicht zuletzt gab es an den Akademie-Abenden auch das ein oder andere Wiedersehen ehemaliger Schulkollegen, die sich gezielt zu den Vorträgen verabredet hatten. Schulleiter Uwe Mißlinger war ebenfalls tief beeindruckt und dankte den Referenten der beiden Akademie-Abende. Robert Wagenbrenner überreichte den vier ehemaligen Fraunhofern jeweils die Festschrift zum Schuljubiläum und ein Mittelwellenradio aus dem Chamer Rundfunkmuseum.
Hier noch einige Eindrücke aus den Akademie-Abenden:
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