05.10.2023
Neue Herausforderungen
„Jetzt weiß ich, dass ich nicht so schnell arbeitslos werde.” – So das Fazit eines der Fraunhofer-Lehrer gegen Ende des ersten pädagogischen Tags zum Thema „Künstliche Intelligenz und Schule”. Als im Laufe des letzten Schuljahres das Thema KI durch den Aufstieg des Chatbots ChatGPT in aller Munde war und auch seinen Weg in die Klassenzimmer gefunden hatte, reagierte die Schulleitung und setzte die Künstliche Intelligenz auf die Tagesordnung für 2023/24. Nicht nur die Herausforderungen, die auf Lehrkräfte zukommen, sobald Schüler:innen einfache sowie komplexere Hausaufgaben schnell und mühelos am Computer erstellen lassen können, sollten beleuchtet werden, auch Chancen und Anwendungsmöglichkeiten standen im Mittelpunkt des von Tobias Teubler zusammengestellten Programms.
Tobias Fuchs, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Didaktik der Informatik der Universität Passau, lieferte für das versammelte Kollegium wichtigen Input, indem er zunächst Anwendungsbeispiele zeigte, die beweisen, dass von einer KI erstellte Bilder und Videos mit bloßem Auge nicht von der Realität zu unterscheiden sind. Zusätzlich zeigte Fuchs verschiedene Anwendungen, deren Einsatzmöglichkeiten viele Vorteile im täglichen Leben bieten. Der Vortragende ließ es sich auch nicht nehmen, diverse Definitionsansätze für KI anzubringen, wobei die Konstante aller darin besteht, dass sie den Menschen als Referenzmaßstab sieht. Durch Algorithmen, die große Datensätze auslesen, sollen menschenähnliche Denkprozesse nachgebaut werden. Fuchs schloss seinen Vortrag mit einem Ausblick darauf, wie sich Aufgabenstellungen der neuen Situation anpassen können: Sobald diese Kreativität fordern oder in mündlicher Form abverlangt werden, stößt eine KI nämlich sehr schnell an ihre Grenzen. In verschiedenen Workshops, geleitet von OStR David Bartmann, dem informationstechnischen Berater digitale Bildung (iBdB) der Oberpfalz, und seinem Team, konnte das Kollegium des JvFG die Möglichkeiten und eben auch die Grenzen schulrelevanter KI-Anwendungen kennenlernen und anhand konkreter Beispiele testen.
In einem weiteren Schritt sollte die Schülerperspektive mehr in den Blick genommen werden. Zu diesem Zweck fand eine Live-Podcast-Aufzeichnung statt, während der sich vier Lehrkräfte, Schulleiter Uwe Mißlinger, David Bobisch, Tobias Teubler sowie Joachim Bauer, als Gäste des Podcast-Teams der School of Opinions zu den Fragestellungen austauschten.
Tim Fuchs und Vincent Strasser führten – unterstützt von Veith Steinhauser (alle 11b) – durch den Nachmittag, bei dem sich schnell zeigte, dass bei aller Skepsis bezüglich der Gefahren, die durch KI drohen, eines klar ist: Diese neue Technologie geht nicht mehr weg, und deshalb müssen Schulen sich damit auseinandersetzen, Lehrer:innen wie Schüler:innen, Eltern und nicht zuletzt die Verantwortlichen im Ministerium. Natürlich stellt sich unter anderem die Frage nach dem Umgang mit Hausaufgaben in Zeiten von OpenAI und Co, in denen jeder kostenlos eine KI zur Erledigung von Matheaufgaben, Lateinübersetzungen oder Deutschaufsätzen benutzen kann. Wer als Teenager bei Hausaufgaben nur darauf aus sei, sie zu erledigen und vorweisen zu können, werde vielleicht gerne ein Computerprogramm dafür benutzen, wer aber einsehe, dass dabei kaum ein Lerneffekt zu erwarten sei, bleibe bei der traditionellen Arbeitsweise, so die Einschätzung des Schulleiters.
„Wenn ich sehe, was ChatGPT allein im letzten Jahr gelernt hat, werd ich schon skeptisch. Keiner weiß, wo die Reise hingeht.” (Bauer)
„Wie jede neue Technologie geht auch die KI nicht mehr weg. Sie ist jetzt da und wir müssen uns dazu verhalten.” (Bobisch)
Letztendlich hielten es die Diskutierenden für wichtig und sinnvoll, dass das Thema Einzug in die verschiedenen Fächer und letztendlich auch in den Lehrplan findet. Aber die Mühlen des Ministeriums mahlen langsam, so der Konsens auf dem Podium, auf dem auch ethische und rechtliche Fragen zumindest angeschnitten wurden: Wenn die Prüfungsleistungen in Zukunft auch davon abhängen, wer sich die beste und deshalb teuerste KI leisten kann, wird unser Schulsystem dann nicht noch klassistischer als es jetzt schon ist? Wessen Eigenleistung wird bewertet, wenn Referate von KIs erstellt werden?
„Solange wir
nicht sicher sein können, dass das Ding keine Fehler macht, braucht
es den Menschen, der
den Überblick behält.” (Teubler)
Die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz macht rasante Fortschritte, denen die Schule als Institution nicht so schnell hinterherkommt. Aber das JvFG hat mit den beiden Veranstaltungen bewiesen, dass es die Herausforderungen aktiv angeht. Die Rolle von Lehrer:innen wird sich vielleicht ändern, aber sie werden weiterhin gebraucht, um die Jugendlichen anzuleiten und ihnen Orientierung zu geben. – So schnell werden sie nicht arbeitslos.
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