Fraunhofer in Libourne

12.04.2023

Gelebte deutsch-französische Freundschaft

Nach vier langen Jahren war es Mitte März endlich wieder so weit: 38 Schülerinnen und Schüler der achten und ausnahmsweise auch der neunten Jahrgangsstufe des Fraunhofer-Gymnasiums traten mit ihren Begleitlehrkräften Monika Pressler und Susanne Weber die lange Reise zur Partnerschule Collège St. Joseph im französischen Libourne an.

Eine Bildcollage zur gelebten deutsch-französischen Freundschaft
Eine Bildcollage zur gelebten deutsch-französischen Freundschaft

Seit 35 Jahren verbindet die beiden Schulen nun eine innige Freundschaft, die mit jeder Lehrergeneration fortgeführt wird. Dieser Austausch war natürlich schon allein wegen der Entbehrungen der letzten Jahre ein ganz besonderes Erlebnis. Denn für viele Schüler war es gar die erste richtige Klassenfahrt überhaupt.

Herzliche Begrüßung
Herzliche Begrüßung

Nach einer über zwanzigstündigen Anreise mit Schlossbesichtigung in Chambord wurden die Schüler alle herzlich von ihren Partnern und den Deutschlehrkräften des Collège Marie-Anne Labedade und Anna Maître-Lenz in Libourne empfangen und es folgte ein ereignisreicher Sonntag in den Familien, an dem man sich kennenlernen und seine Französischkenntnisse endlich in der Praxis anwenden konnte.

Begrüßung im Rathaus von Libourne
Begrüßung im Rathaus von Libourne

Während der Woche gab es für die deutschen Schüler ein abwechslungsreiches Programm, das die Deutschlehrerinnen aufwändig vorbereitet und ausgearbeitet haben. So durfte man am ersten Tag in der berühmten Winzergemeinde Saint-Emilion Macarons kennenlernen, die seit 1620 dort gebacken werden. Diese sind zwar nicht so bunt wie ihre inzwischen weltberühmten Namensvettern, aber mindestens genauso köstlich. Nach einer sehr herzlichen Begrüßung im Rathaus der Stadt Libourne stand eine interaktive historische Stadtführung auf dem Programm. Die Stadt wurde im 13. Jahrhundert aufgrund ihrer günstigen Lage an den Flüssen Dordogne und Isle auf damals englischem Gebiet an der Stelle einer römischen Siedlung von Roger de Leybourne im Auftrag des englischen Königs gegründet. Typisch für diese als Bastide bezeichneten Städte ist der von Arkaden umgebene quadratische Marktplatz, der von der langen Geschichte des Wein-, Holz- und Salzhandels in der Stadt zeugt. Aber Libourne hat noch zwei weitere Besonderheiten: Zum einen ist die Stadt Sitz des französischen Weihnachtspostamtes (Adresse: Père Noël 33500 Libourne), wo Jahr für Jahr Millionen Briefe an den Weihnachtsmann beantwortet werden. Zum anderen ist in der Kirche ein Dorn der Dornenkrone Jesu zu finden, den Karl der Große im Jahr 811 der Stadt überlassen hat.

Macarons aus Saint-Emilion
Macarons aus Saint-Emilion
Interaktive Stadtführung in Libourne
Interaktive Stadtführung in Libourne
 

Am Dienstag ging es nach Bordeaux. Jedoch stand bei der Stadtführung dieses Mal nicht die Geschichte der Stadt und die historischen Gebäude im Mittelpunkt, sondern das Augenmerk lag auf den sonst oft unbeachteten Street Art Werken der Stadt. Auch wenn kein echter Banksy dabei war, waren die Schüler sehr beeindruckt von den Graffitis, die man auf Jalousien oder auch Baustellenbrettern in Bordeaux findet. Die jungen Stadtführer verstanden es auf hervorragende Weise die Intention der Künstler und der Kunstwerke in verständlichem Französisch zu erklären, so dass kaum Übersetzungen nötig waren. Am Ufer der Garonne durften die Schüler dann noch selbst Graffitis auf Papier entwerfen. Allerdings wurde der Bordeaux-Besuch dann jäh beendet, da sich von allen Seiten Demonstranten lautstark und mit Pyrotechnik bewaffnet sammelten, um gegen die von der Regierung geplante Rentenreform zu protestieren. Bereits in der Woche zuvor kam es zu großen Ausschreitungen in Bordeaux, in denen u.a. auch die historische Rathaustür in Brand gesteckt worden war. So beschlossen die Lehrkräfte aus Sicherheitsgründen, auf den freien Nachmittag in der Innenstadt zu verzichten und dafür die Freizeit nach Darwin zu verlegen: Die ehemalige Kaserne lockt mit Cafés, Restaurants, Street Art und einer sympathischen Atmosphäre.

Street Art in Bordeaux

Streetart
Street Art 2
Street Art 3
Street Art 4
 

Traditionell wohnen die Schülerinnen und Schüler am Mittwochvormittag immer dem französischen Unterricht bei. Einen lustigen Abschluss fand dieser Vormittag bei Musik und gemeinsamem Tanz im Deutschklassenzimmer des Collège.

Spaß beim Tanzen
Spaß beim Tanzen

Wenn man so nahe am Atlantik ist, darf natürlich ein Ausflug an den Strand nicht fehlen. Bisher war immer die Dune du Pilat das Ziel, doch heuer brach man gemeinsam mit den Austauschpartnern nach Cap Ferret auf, um die gigantischen Wellen des Ozeans hautnah zu erleben. Nach dem Besuch des kleinen Fischerdorfes L’Herbe, konnte so mancher am Strand trotz der kalten Wassertemperatur den  Verlockungen des rauschenden Meeres nicht widerstehen, was meist durch die nächste Welle mit nasser Kleidung bestraft wurde. Ein weiterer Höhepunkt war der anschließende Besuch des Leuchtturms von Cap Ferret, wurde man doch nach den 258 Stufen in 53 Meter Höhe mit einem herrlichen Blick auf das Arcachon-Becken, die Dune du Pilat, die Austernparks, die beiden Meereskorridore und den Ozean belohnt.

Cap Ferret
Cap Ferret
Leuchtturm
Leuchtturm
 

Den ganzen Tag über hatten die deutsch-französischen Tandems den Auftrag, für einen Fotowettbewerb kreativ zu sein: So musste ein Foto gemacht werden, das die deutsch-französische Freundschaft in Szene setzt. Außerdem gab es Preise für das schönste, das lustigste und das misslungenste Bild. Am Abschlussabend wurden die beeindruckenden Ergebnisse gezeigt und die Gewinner verkündet:

Fotowettbewerb

Das schönste Foto
Das schönste Foto
Das "misslungenste" Foto
Das "misslungenste" Foto
Das lustigste Foto
Das lustigste Foto

Das Fischerdorf L’Herbe haben Colin Köhler (8c) und sein Partner Amaury de Loynes d’Autroche eindrucksvoll in Szene gesetzt und damit den Preis des schönsten Fotos erhalten.  Ein sich schüttelnder Hund wurde von Laeticia Stangl (8b) und Juliette Chaigne mit der Kamera eingefangen und zum lustigsten Foto gekürt. Mit vom Winde verwehten Haaren zeigten sich Romy Rötzer (8d) und Neela Leclercq und gewannen den Preis für das misslungenste Foto, auch wenn das Bild in den Augen der Jury alles andere als misslungen war.

 

Nach einem aufregenden letzten Tag mit Trampolinpark und Einkaufsbummel und einer tollen Party im Jugendzentrum von Libourne hieß es dann am Freitagabend Abschied nehmen und wie jedes Jahr war dies der schwierigste und traurigste Moment des Austausches. Doch alle Tränen halfen nichts, die lange Reise nach Paris startete um 22.30 Uhr. Aufgrund des Atlantiksturms, der über Europa zog, war die Fahrt alles andere als einfach, doch Fahrer Sepp Kussinger brachte die Gruppe wohlbehalten nach Paris. Dort am frühen Morgen angekommen war von den vergangenen Unruhen und dem Müllstreik nichts mehr zu sehen, da sich die Stadt gerade für den anstehenden Marathon schick machte. So konnte die JvFG-Gruppe dieses Mal das volle Programm beginnend in La Défense, über den Eiffelturm, die Champs Elysées, den Louvre und zuletzt dem Künstlerviertel Montmartre mit Sacre Cœur durchziehen. Auch wenn die Métro durchaus genutzt wurde, waren am Ende des Tages im Schnitt 25000 Schritte auf dem Handy, weshalb man todmüde, aber sehr glücklich die Heimreise antrat.

Die Reise hat auf jeden Fall Spaß gemacht!
Die Reise hat auf jeden Fall Spaß gemacht!
Am letzten Abend wurde nochmal richtig gefeiert.
Am letzten Abend wurde nochmal richtig gefeiert.
 

Ein großer Dank gilt den Busfahrern vom Busunternehmen Pfeifer Waldmünchen, die die Gruppe nicht nur gefahren, sondern auch betreut haben und zu jeder Zeit Hand anlegten, wenn Not am Mann war.
Die Erfahrungen, die in dieser Woche gemacht wurden, werden allen Beteiligten immer in Erinnerung bleiben und nun freut man sich darauf, die französischen Partner im Juni bei uns begrüßen zu dürfen und ihnen eine ebenso spannende und erlebnisreiche Woche zu bieten.

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