28.02.2023
P-Seminar zeigt Theaterstück zum 100-jährigen Jubiläum
Einstein, Newton und Fraunhofer sitzen an einem Tisch und diskutieren beim Abendessen darüber, wer von ihnen der größere Physiker sei. Wer bei dieser Szene nun an Dürrenmatts Drama denkt, liegt gar nicht so verkehrt. Denn in Anlehnung an „Die Physiker“ des Schweizer Schriftstellers brachte das P-Seminar des Fraunhofer-Gymnasiums unter der Leitung von Eva-Maria Schwarzfischer am Dienstagabend ein Theaterstück über das Leben und die Erfolge Joseph von Fraunhofers auf die Bühne.
In der vollbesetzten Pausenhalle erläuterten die Seminarteilnehmer vor Beginn der Aufführung zunächst, was das Publikum in der nächsten Stunde zu erwarten habe und pünktlich um 20 Uhr öffnete sich der imaginäre Vorhang. Was man nun aber sah, war nicht die klassische Aufführung des Dürrenmatt-Dramas, sondern eine spannende und abwechslungsreiche Inszenierung verschiedener Episoden. Da ging es zunächst um den Mondkrater, der nach Fraunhofer benannt worden war. Dann der Einsturz eines Hauses – eine Episode im Leben Fraunhofers, die seinem Lebensweg eine maßgebliche Wendung gegeben hatte.
Im Anschluss aber endlich Dürrenmatt. Der Autor selbst trat auf die Bühne, setzte sich an seine Schreibmaschine, ein altes Modell mit Tippgeräuschen und Klingel am Zeilenende, und begann mit dem Schreiben seines Dramas „Die Physiker“, das zeitgleich zu seinen Gedanken im Kopf auf der Bühne gespielt wurde. Fraunhofer berichtete von seinen Entdeckungen beim Glasschleifen, wurde jedoch jedes Mal jäh unterbrochen, wenn Dürrenmatt den Wagenrücklauf betätigte.
Der Physiker erzählte vom schlierenfreien Flintglas, vom achromatischen Linsenpaar oder von dessen Verkittung und spätestens jetzt wurde so manchem im Publikum klar, dass man im Physikunterricht doch besser hätte aufpassen sollen. Bevor die Handlung mit der Rektaszensions- und der Deklinationsachse des Fraunhofer’schen Teleskops aber zu physikalisch wurde, stellten die Schauspieler selbst fest, dass das geplante Drama so einfach viel zu langweilig wäre und brachen das Stück ab.
Es musste mehr Spannung her und schon begann das Stück von vorne. Dürrenmatt wieder am Schreibtisch, nur diesmal traten Einstein und Newton als Geheimagenten auf, die es auf Fraunhofers revolutionäre Ideen abgesehen hatten. Doch auch diese Dramenidee funktionierte nicht, schien sie doch viel zu weit hergeholt. Also folgte ein erneuter, dritter Versuch, diesmal in einer psychiatrischen Anstalt, der bis zum Ende des 1. Akts durchgespielt wurde. Doch auch jetzt war das Stück nicht perfekt. Eigentlich müsste man noch einmal ganz von vorne anfangen. Ein komplett neues Stück schreiben.
Und schon begann das Theater erneut, nur diesmal saßen die Schülerinnen und Schüler eines P-Seminars zusammen und sollten ein Theaterstück über Josef von Fraunhofer, dem Namensgeber der Schule schreiben. Da stellte sich zunächst die Frage, wer das denn überhaupt war. Da wurde dann gegoogelt, Wikipedia zitiert und versucht, sich die Arbeit möglichst leicht zu machen. Wie im echten Leben gab es unter den Schülern ganz strebsame und fleißige, kreative, vorlaute oder auch eher uninteressierte Mitschüler.
Musste es denn wirklich eine Fünf-Akte-Dramaturgie sein? Könnte man nicht ein cooles Theaterstück machen, so etwas wie „Star Wars“, nur mit Fraunhofer? Ein anderer Vorschlag war, den „Faust“ einfach umzuschreiben. Da Fraunhofer aber nicht studiert hat, passt die erste Szene schon mal gar nicht. Vielleicht sollte man sich doch einen anderen Namensgeber suchen, jemanden, der nicht so langweilig ist, hieß es dann ganz schnell. Letztlich einigten sich die Teilnehmer des P-Seminars darauf, kein fünfaktiges Drama, sondern etwas Kürzeres zu schreiben.
In der letzten Episode der Inszenierung nahmen die jungen Schauspieler dann selbst die Rolle des Fraunhofers ein. Da war der Waisenjunge aus ärmlichen Verhältnissen, der durch Zufall von Kurfürst Maximilian entdeckt und gefördert wurde. Da kam der Autodidakt, der es schaffte, Theorie und Praxis zu vereinen. Da war der Glasschleifer, der sein Handwerk immer mehr professionalisierte und der Wissenschaftler, der für seine bahnbrechenden Entdeckungen einen Ehrendoktor erhielt und in den Ritterstand erhoben wurde. Letztlich wurde klar: Fraunhofer, nach dem Pflanzen, Mondkrater, Asteroiden und sogar die Schule benannt wurden, war gar nicht so langweilig und uninteressant. Deshalb schlossen die Schauspieler mit dem Satz: In einer Welt, in der du alles sein kannst, sei ein Fraunhofer!
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