Leseland DDR

02.12.2022

Vortrag und Ausstellung am Fraunhofer-Gymnasium

Das „Leseland DDR“ stand im Mittelpunkt eines Vortrags und der gleichnamigen Ausstellung, die am Mittwoch am Fraunhofer-Gymnasium zu Ende ging. Studiendirektorin Susanne Melichar hatte in Zusammenarbeit mit der Druckerei Vögel aus Stamsried alle 12. Klassen des Fraunhofers und des Robert-Schuman-Gymnasiums zur Ausstellung eingeladen und einen Vortrag dazu organisiert. Zur Ausstellungseröffnung am vergangenen Donnerstag kam Dr. Ulrich Mählert von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur an die Schule, um den Schülern die Hintergründe der Ausstellung näher zu bringen.

Dr. Ulrich Mählert
Dr. Ulrich Mählert

Die 1998 gegründete Stiftung hat den gesetzlichen Auftrag, die umfassende Aufarbeitung der Ursachen, Geschichte und Folgen der Diktatur in der Sowjetischen Besatzungszone und in der DDR zu befördern, den Prozess der Deutschen Einheit zu begleiten und an der Aufarbeitung von Diktaturen im internationalen Maßstab mitzuwirken. In diesem Rahmen bringt die Stiftung mit einer jährlich wechselnden Ausstellung verschiedene Bereiche dieses komplexen Themas ins Bewusstsein der Bevölkerung.

 

Die aktuelle Ausstellung von Stefan Wolle zum „Leseland DDR“, ein Begriff, den Erich Honegger selbst prägte, besteht aus 20 Plakatwänden, die eindrucksvoll den Umgang der DDR mit der Literatur aufzeigen. Mit einer Auflage von 1500 Stück wurden die Plakat-Sets von der Druckerei Vögel in verschiedenen Sprachen gedruckt. Eines dieser Plakat-Sets hat die Druckerei dem Fraunhofer dankenswerterweise kostenlos zur Verfügung gestellt. In seinem Vortrag stellte Mählert dar, dass die DDR-Geschichte jeden von uns betreffen würde. Jeder habe berufliche oder familiäre Kontakte zur DDR und müsse sich daher auch mit dieser Geschichte beschäftigen. Mit zahlreichen Bildern, die auch in der Ausstellung zu sehen waren, gab er einen knappen aber äußerst beeindruckenden Überblick über den geschichtlichen Hintergrund.

Die Ausstellung zum „Leseland DDR“ war für eine Woche in der Pausenhalle des Fraunhofer-Gymnasiums zu sehen und zahlreiche Schülerinnen und Schüler nutzten die Gelegenheit, um sich über die DDR-Geschichte zu informieren.
Die Ausstellung zum „Leseland DDR“ war für eine Woche in der Pausenhalle des Fraunhofer-Gymnasiums zu sehen und zahlreiche Schülerinnen und Schüler nutzten die Gelegenheit, um sich über die DDR-Geschichte zu informieren.

Er erzählte von den zwei deutschen Staaten, der Gläubigkeit ins geschriebene bzw. gedruckte Wort und von Stalins Aussage über „Dichter als Ingenieure der menschlichen Seele“. „Wunderbare Jahre“ lautet der Titel des Ausstellungsplakats mit Bildern von Menschentrauben, die sich in Buchhandlungen oder auf der Leipziger Buchmesse die neuesten Bücher sichern wollen. Der Schriftzug „Mit Hammer und Sichel, mit Buch und Gewehr“ an der Wand eines Gewerkschaftshauses in Sachsen-Anhalt macht die Bedeutung von Büchern deutlich. Gleichzeitig berichtete Mählert aber auch von der verbotenen Literatur, deren Besitz dazu führen konnte von der Stasi überprüft, beobachtet und mitunter sogar bestraft zu werden. Er erzählte von einer Bücherverbrennung in Berlin-Pankow am 1. Juni 1955, bei der Schmutz- und Schundliteratur aus dem Westen verbrannt wurde. Eine Inszenierung, die man eher bei den Nationalsozialisten nach deren Machtergreifung 1933 vermuten würde. Besonders eindrucksvoll erzählte der Historiker von der Sperr-Literatur in Bibliotheken, die kaum zugänglich war. Nur mit Leseschein und einem berechtigten Interesse war der Zugang zum „Giftschrank“ möglich. Könnten hier doch Ideen verbreitet werden, die für die Regierung der DDR schädlich sein könnten. Bücher konnten aber auch als fliegende Teppiche die Menschen in andere Länder entführen. So war Reiseliteratur in der DDR sehr beliebt, war es doch die einzige Möglichkeit fremde unerreichbare Länder und Kulturen zu entdecken.

Der Historiker erläuterte die Bestimmungen zur „Giftschrank“-Literatur und zeigte ein Schild vom November 1989, auf dem die Aufhebung der Bestimmungen zu lesen war – passenderweise an einer Lenin-Statue lehnend.
Der Historiker erläuterte die Bestimmungen zur „Giftschrank“-Literatur und zeigte ein Schild vom November 1989, auf dem die Aufhebung der Bestimmungen zu lesen war – passenderweise an einer Lenin-Statue lehnend.

Bevor die Schüler dann auf eigene Faust die Ausstellung erkundeten, gab Mählert ihnen noch einen Wunsch mit auf ihren Weg. Die Stiftung setze sich sehr dafür ein, die Geschehnisse in der DDR historisch aufzuarbeiten und sämtliche Aspekte möglichst umfassend zu recherchieren und zu verifizieren. Diesen Wunsch habe er auch an die Schüler. Sie sollten sich nie mit einer vermeintlich einfachen Lösung zufriedengeben, sondern die Faktenlage genau prüfen, um die Dinge dann selbst bewerten und als mündige Menschen eigenverantwortlich handeln zu können.

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