Macht Theater, das ihr selber gerne sehen würdet!

30.11.2021

P-Seminar erhält Einblick in den Schreibprozess mit Konstantin Küspert

Es war das Floß der Medusa, das Konstantin Küspert den entscheidenden Wendepunkt seiner beruflichen Karriere bereitete. Nach einem Studienabschluss in Germanistik und Theaterwissenschaft an der Uni Wien war er unter anderem mit einem Text zu Théodore Géricault erfolgreich bei der Aufnahmeprüfung an der UDK Berlin, wo er anschließend den Studiengang „Szenisches Schreiben” absolvierte. Weitere Stationen seiner Laufbahn waren die Arbeit als Dramaturg sowohl am Staatstheater Karlsruhe als auch am Schauspiel Frankfurt, wo der gebürtige Regensburger heute lebt und als freischaffender Autor seinen Unterhalt bestreitet. Zwar war Küspert einigen der Teilnehmer*innen des P-Seminars „Der/Das Fraunhofer auf der Bühne” schon bekannt, da er im letzten Schuljahr in der langen Phase des Distanzunterrichts eine virtuelle Theaterprobe mit vielen wertvollen Tipps bereichert hat, aber dennoch wollten wir dieses Mal genauer wissen, wie er dahin kam, wo er heute ist. Dient doch das P-Seminar der Oberstufe auch der Studien- und Berufsorientierung. Und vielleicht fragen sich Schülerinnen und Schüler, die sich für ein P-Seminar mit Leitfach Deutsch/Theater entscheiden, wie man denn Dramatiker wird.

Die Teilnehmer des P-Seminars beim gemeinsamen Arbeiten mit Konstantin Küspert
Die Teilnehmer des P-Seminars beim gemeinsamen Arbeiten mit Konstantin Küspert

Wertvolle Tipps zum szenischen Schreiben gab es dieses Mal auch, die zwei wichtigsten lassen sich sicherlich in zwei Sätzen zusammenfassen: „Macht Theater, das ihr selber gerne sehen würdet!” Denn, so Küspert, Theater darf alles außer langweilen. Die auf der Bühne dargebotene Unterhaltung soll niederschwellig sein, das darf auch mal platt und plakativ sein, aber es sollte immer ersichtlich sein, was der gewählte Stoff mit den Menschen auf der Bühne ebenso zu tun hat wie mit denen, die ihnen beim Spielen zusehen. In diesem Zusammenhang berichtet der Autor auch aus seiner eigenen Schreibwerkstatt. So hatte er vor nicht allzu langer Zeit für das Theater Regensburg eine Überschreibung von Lessings berühmtem Toleranzplädoyer Nathan der Weise vorgenommen. Ihm war es dabei ein Anliegen, in der Überschreibung unter anderem freizulegen, was für ein „beschissenes Frauenbild” (O-Ton Küspert) zu Lessings Zeiten noch herrschte. Und das brachte uns zum zweiten Appell: „Habt keinen Respekt vor den so genannten Klassikern!” Oder in der noch kürzeren Formel aus Küsperts Mund: „Fuck Ju, Duerrhi.”

Ja, Friedrich Dürrenmatts Die Physiker ist einer der Texte, die als Folie für das im P-Seminar zu Joseph von Fraunhofer selbst entwickelte Stück über den Namensgeber der Schule dienen könnten. Weitere Ideen, die zur Sprache kamen, kreisen um Shakespeares Macbeth, Referenzen auf den König Salomo sowie Mythen rund ums Glas.

Und plötzlich ergab sich auch das, was für den kreativen Prozess unbedingt notwendig ist: Die Lust am Assoziieren und auch der Mut, jede Idee unzensiert erst einmal gelten zu lassen. So gingen die 90 Minuten schnell vorbei und am Ende sammelte das Seminar die eigenen Ideen und Assoziationen schriftlich, so dass sie für weiteres Arbeiten genutzt werden können.

Der Dramaturg und freischaffende Autor nahm sich viel Zeit für die Fraunhofer-Schüler*innen
Der Dramaturg und freischaffende Autor nahm sich viel Zeit für die Fraunhofer-Schüler*innen

Sobald es eine erste Textfassung gibt, dürfen wir unseren externen Experten wieder kontaktieren, um uns noch mehr Anreize, Ideen, Impulse zu holen. Das Ergebnis des Ganzen ist dann hoffentlich im Jubiläumsjahr 2023 auf der Bühne zu sehen. Und vielleicht ist dies dann der erste kleine Meilenstein in der Karriere eines Teilnehmers oder einer Teilnehmerin, so wie es das Floß der Medusa für Konstantin Küspert war.

Text: Eva-Maria Schwarzfischer

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