07.07.2018
Von Max Riedl, der damals und heute dabei war
Welch bleibenden Eindruck unsere Klasse noch ein Vierteljahrhundert nach unserem 1968er-Abitur an der Schule hinterlassen hat, davon konnte sich unser Klassenkamerad Franz-Peter Hunger im Jahre 1993 ein Bild machen. Wegen seines Sohnes kam er nach fünfundzwanzig Jahren erstmals wieder ins Fraunhofer Gymnasium – und sah das Abiturzeitungsfoto unserer Klasse (ohne Hemden, aber mit langer Hose und Krawatte) schön im Sekretariat aufgepinnt. Weil Direktor Drauschke noch ein Telefonat hatte, erfuhr er im Gespräch mit der Sekretärin, dass das Foto zur Abschreckung dienen sollte, welche Sorte von Klasse man nie mehr im Fraunhofer sehen wollte – solche Klassen, wie unsere eine war.
Franz-Peter Hunger, Rechtsanwalt, verwies darauf, dass doch aus jedem etwas einigermaßen Ehrbares geworden sei, z. B. Arzt, Zahnarzt, Rechtsanwalt, Architekt, Apotheker, Lehrer, Bürgermeister ... Einige Tage später kam er noch einmal ins Sekretariat – das Foto fehlte. Warum? Es sei nun lange genug da gehängt, erfuhr er. Da kann man direkt froh sein, dass man wieder ein Vierteljahrhundert später zu einem Klassentreffen anlässlich 50 Jahre Abitur ins Gymnasium darf. Viel hätte 1968 nicht gefehlt – und zumindest die Abizeitungsredakteure hätten sich ihr Abiturzeugnis im Sekretariat abholen können wegen eines Artikels mit entsprechender Zeichnung in der Abizeitung, in der man bis auf einen begnadigten Lehrer unter dem Stichwort „Revolution“ alle anderen aufgehängt hat.
Weise war es auch fünfzig Jahre später, dass wir kein Remake unseres 68er-Klassenfotos vor den Eingangsstufen des Fraunhofer-Gymnasiums gemacht haben. Wenn schon die Körper der Zwanzigjährigen solch denkwürdigen Eindruck gemacht hatten, um wie viel mehr hätten die Oberkörper der nun in die Jahre gekommenen Siebzigjährigen schockiert!?
Jedenfalls führte uns 12 Klassenmitglieder der A-Klasse StD a. D. Christian Nowotny, nunmehr pensioniertes ehemaliges Mitglied der Schulleitung, durch die heiligen Hallen des in eineinhalb Jahrzehnten renovierten Gymnasiums. Selten war eine Führung der ehemaligen Klassen durch das Haus so kompetent wie unsere. Wurde Nowotny doch assistiert von unserem Klassenkameraden Josef Berthold, der als verantwortlicher Architekt in den eineinhalb Jahrzehnte währenden Renovierungsarbeiten manches interessante Detail zum Nowotny-Vortrag beisteuern konnte. Dass es so lange gedauert hat, lag vor allem an dem tröpfelnden Geldzufluss durch die fürs Finanzielle verantwortlichen Stellen.
An manchen Stationen wie in der Mensa bot sich ein Vergleich zu früher einfach an, dass halt doch früher nicht alles besser war: Während wir 1968 für eine „sexy“ Wurstsemmel (mit einer weiteren Scheibe Wurst) in der Abi-Zeitung gekämpft haben, schwelgt die jetzige Schülergeneration in dem Luxus, sich bereits Tage vorher online aussuchen zu können, was Leckeres die Woche über gegessen werden könne. Bezahlt wird per Chip! Die Toiletten verdienen im Vergleich zu 1968 das Prädikat „Schöner pinkeln!“
Ein Klassenzimmer gibt es, das kommt ohne Tafel, Schwamm und Kreide aus, da per Smartboard und Beamer oder auch Tablets gearbeitet wird. Zum Ausgleich dafür gibt es eine Klasse mit Hund.
Bei der Führung durch das Gebäude fallen die vielen Karikaturbilder auf, die Joseph von Fraunhofer in jeweils wechselndem Outfit zeigen, gezeichnet von Daniel Stieglitz, der einst Schüler dieser Schule war. Nur gelegentlich erinnert noch eine Bank vor dem Sekretariat an frühere Zeiten, als Dr. Bauer noch der Fraunhofer-Chef war und 1967/68 das zweitgrößte Gymnasium Bayerns führte – und das ohne Computer, aber mit Graßl und Co. als wandelnde Stundenplan- und Organisationshilfe. Begonnen haben wir noch unter seinem Vorgänger Riepl, der jeden Schüler an der Schulhaustür auf Englisch ansprach. Während wir die Aufnahmeprüfung 1959 machten, guckten unsere uns begleitenden Mütter den Dreharbeiten von Bernhard Wickis Schwarz-Weiß-Film „Die Brücke“ zu, die nicht nur am Regen, sondern auch am Gymnasium stattfanden. Alles noch tiefstes 20. Jahrhundert damals!
Heute hat das Fraunhofer-Gymnasium eine hohe Aufnahmequote von über hundert Schülern in der Eingangsstufe. Nowotny führt das unter anderem auch auf das Angebot an Ganztagsklassen, das arbeitenden Eltern oder alleinerziehenden Müttern entgegenkomme, sowie auf besondere Schulprojekte wie Fußballklasse, Bläserklasse oder Kunstklasse und vieles mehr zurück. So kann beispielsweise auch, wer „hoch hinaus“ will, gleich neben der Turnhalle in der Kletterhalle klettern.
Dann verabschiedete uns auch schon Studiendirektor a. D. Christian Nowotny, seit seiner Pensionierung im letzten Jahr Erster Vorsitzender des Fördervereins "Freunde des Joseph-von-Fraunhofer-Gymnasiums Cham e. V.". Wer hätte das gedacht, dass so eine Klasse wie die unsrige – siehe Anfang! – sich einmal ins Goldene Buch der Schule eintragen darf!
So schnell sind 50 Jahre in zwei Stunden rum!
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