17.07.2018
Erlebnispädagogischer Workshop am Fraunhofer-Gymnasium
Montagmorgen, 8 Uhr: Eine Gruppe von Fraunhofer-Schülern macht sich aufgeregt schwätzend auf den Weg zum Bus. Ihr gemeinsames Ziel - der Satzdorfer See. Was sie dort genau erwartet, wissen sie selbst noch nicht so wirklich. Aber bei einer Sache sind sie sich schon mal einig: Hauptsache keine Schule! Natürlich war ihnen in den Tagen zuvor schon gesagt worden, worum es in diesem besonderen Workshop geht. Sie würden heute gemeinsam ein Floß bauen und dann auch den See damit befahren. Auch eine Aufgabe hatten sie bereits im Vorfeld zu erledigen.
Sie sollten eine Boje basteln und mitbringen. Während ein Teil der Klasse sich bereits hier gemeinsam ins Zeug gelegt hatte und eine perfekt durchgestylte Boje mitgebracht hatte, fiel es einer anderen Gruppe gerade mal am Vorabend wieder ein, dass da doch noch was war.
Am Satzdorfer See angekommen, ging es aber dann gleich zur Sache.
In einem ersten gemeinsamen Spiel sollte ein stabiler Turm aus Bauklötzen gebaut werden und jeder durfte aufschreiben, was er sich von den anderen an diesem Tag wünscht.
Hier standen dann so Begriffe wie Respekt, Vertrauen, Fairness oder Teamwork im Raum und so langsam dämmerte es den 14- und 15-Jährigen, dass die Floßbauaktion doch mehr zu werden schien, als zuerst gedacht.
Und dann ging es auch schon los. Erlebnispädagoge Stephan Magerl hatte sämtliche Materialien zum Floßbau mitgebracht und die Schüler mussten sich und die Materialien erst einmal gerecht untereinander aufteilen. Wer bekommt wie viele Bretter? Wie viele leere Kanister brauchen wir eigentlich? Und was macht man mit der Schnur?
Genaue Absprachen mussten getroffen werden und nicht immer bekam derjenige das Meiste, der am lautesten geschrien hatte. Dann wurde es ernst. Der Kursleiter gab den Schülern zwei Stunden Zeit, um ein schwimmfähiges Floß zu bauen, das vier Personen tragen können muss. Rund um das grüne Klassenzimmer der Firma Rädlinger wurde geplant und diskutiert, wild drauflosgebaut und vieles wieder verworfen.
In jeder Gruppe kristallisierten sich Anführer heraus, die mit mehr oder weniger Unterstützung ihrer Teampartner ihr Floß bauten. Drängte man sich zu sehr in den Vordergrund, war man auch recht schnell allein. Ohne Hilfe der anderen klappte es einfach nicht und so hieß das Zauberwort Teamwork. Letztlich gab es innerhalb der vorgegebenen Zeit recht ansehnliche Schwimmkörper zu bestaunen. Eine Gruppe baute einen schnittigen Katamaran, eine andere Gruppe hatte sich für eine robuste Viereckskonstruktion entschieden und das dritte Team hatte sich kleine Spannvorrichtungen überlegt, die alles gut zusammenhalten sollten. Aber würden die Flöße auch schwimmen? Grundwissen in Physik und Chemie zum Thema Auftrieb, Masse und Verdrängung wäre nicht schlecht. Aber es half alles nichts. Die selbstgemalten Fahnen wurden gehisst und die Boote zu Wasser gelassen. Schnell zeigten sich die ersten baulichen Mängel. Ging ein Boot unter großem Gejohle der anderen im Wasser unter, weil es zu wenig Auftrieb hatte, schaffte es ein anderes gar nicht erst bis zum Wasser, weil die Kanister und Bretter schon zuvor auseinanderfielen.
. In einer Reflexionsphase
wurde dann heiß diskutiert. Was muss man verändern, um das Floß schwimmfähig zu
machen? Wie halten die Seile und Kanister besser? Welche Knoten sollte man
benutzen? Wer muss was wie halten, damit nicht vorher alles auseinanderfällt?
Wer hätte gedacht, dass man hier sein Grundwissen zum Thema Knotenkunde von
Feuerwehr oder Bergwacht nochmal so gut brauchen würde? Viele offene Fragen
mussten geklärt werden und schnell waren da wieder die Begriffe vom frühen
Morgen zu vernehmen: Respekt, Vertrauen, Fairness und Teamwork.
Optimistisch und gewappnet
mit zahlreichen guten Tipps ging es in eine zweite Runde. Wieder wurde
gemeinsam am Floß gebaut, aber während beim ersten Durchgang noch Einzelkämpfer
verzweifelt gearbeitet hatten, zeigte sich im zweiten Durchgang schnell, dass nun
Teamplayer am Werk waren.
Kameradschaft und
gegenseitige Hilfe waren plötzlich keine leeren Floskeln mehr, sondern wurden
aktiv gelebt. Am Ende der zweiten Runde hatten es dann wirklich alle geschafft.
Manche Boote waren zwar instabiler als andere, aber schwimmen konnten sie alle.
So stand dem Spaß im Wasser nichts mehr entgegen und es wurde ausgiebig
geplanscht, was angesichts der sommerlichen Temperaturen wirklich ein Traum
war. Nach einer weiteren gemeinsamen Aufgabe, trafen sich alle Beteiligten dann
abschließend in einer Feedbackrunde. Jeder sollte nun den am Morgen
konstruierten Turm nach oben weiterbauen und musste dazu von unten Holzklötze
entfernen und oben anlegen. Schnell wurde klar, dass ein hoher Turm nur dann
stabil steht, wenn Fundament und Bauweise stimmen. Geht auch nur ein Element an
wichtiger Stelle ab, bricht alles in sich zusammen.
Auf eindrucksvolle Weise erfuhren die Jugendlichen am eigenen Leib, dass auch ihre Klassengemeinschaft nur funktioniert, wenn sie auf einem Fundament aus Respekt, Vertrauen, Fairness und Teamwork basiert und jeder immer fleißig daran weiterbaut, sich einbringt und sich für die anderen einsetzt. Eine wichtige Aufgabe nicht nur für eine Schulklasse, sondern für unsere gesamte Gesellschaft.
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