"Nussknacker" treffen auf "Querdenker"

02.08.2017

Fraunhofer-Erfinderclub zu Gast bei den Kollegen am Apian-Gymnasium in Ingolstadt

Einmal jährlich treffen sich die Schüler unseres Erfinderclubs „Nussknacker“ mit den Schülern des Erfinderclubs „Querdenker“ des Apian-Gymnasiums aus Ingolstadt zu einem gegenseitigen zweitägigen Besuch abwechselnd in Ingolstadt oder Cham. Auf dem Programm stehen dabei Firmenbesuche, Besichtigung technischer Anlagen, Experimentiermöglichkeiten etc. und natürlich auch das gemütliche Beisammensein. Dieses Jahr fand das Treffen in Ingolstadt statt und 18 Nussknacker des Fraunhofer-Gymnasiums waren zusammen mit den begleitenden Lehrkräften StD Robert Wagenbrenner und OStRin Birgit Habler dabei. Der Leiter des Ingolstädter Erfinderclubs OStR Thilo Hirschbolz hatte ein interessantes und abwechslungsreiches Programm vorbereitet.

Nach der Begrüßung am Apian-Gymnasium durch StDin Gabi Rost (Mitglied der Schulleitung und ehemalige Fraunhofer-Absolventin!) hatten die Schüler Gelegenheit zur Stärkung bei einem gemeinsamen Mittagessen in der Mensa. Im Anschluss konnten sie eine wohl sehr seltene Einrichtung an einer Schule besichtigen: das Vivarium am Apian-Gymnasium. Dabei handelt es sich um einen „Schulzoo“ mit mehr als 60 Tierarten in sechs Aquarien und 30 Terrarien, die überwiegend von den Schülern (und das auch in den Ferien!) betreut und versorgt sowie auch in den Unterricht integriert werden („Natur original erleben“). So hautnah erlebt man selten für uns bizarre Tiere wie einen Riesen-Vierhorn-Käfer, einen Kongo-Rosenkäfer oder eine Bartagame (Schuppenkriechtier).

Riesen-Vierhorn-Käfer, ...
Riesen-Vierhorn-Käfer, ...
... Bartagame, ...
... Bartagame, ...
... lebendes Blatt ...
... lebendes Blatt ...
... Kongo-Rosenkäfer, ...
... Kongo-Rosenkäfer, ...
... seltener Frosch, ...
... seltener Frosch, ...
... und Leuchtkäfer im Vivarium
... und Leuchtkäfer im Vivarium
 

Joerg Zachmann, der Vater einer Ingolstädter „Querdenkerin“, führte die Erfinder durch einen Logistik-Bereich im Güterverkehrszentrum der Audi-Werke. Aus einem riesigen Hochregallager werden die Bauteile durch computergesteuerte Beförderungssysteme wie Gabelstapler oder Förderbänder zielgenau zum jeweiligen Montageplatz transportiert. Fotografieren verboten hieß es leider beim nächsten Programmpunkt. Erst im Januar wurde in einer neuen Halle die Montage der Cockpits und der Hinterachsen für die Modelle A4 und A5 aufgenommen. Dort liefern sogenannte „Fahrerlose Flurförderzeuge“ die Bauteile an die richtige Stelle. Sie werden elektrisch betrieben und fahren selbständig zur Ladestation. Die LKWs bringen ihre Ladung direkt in die Montagehalle – dank eines LKW-Hebers auch direkt in die zweite Etage. 1.800 Fahrzeuge werden dort pro Tag rund um die Uhr gebaut.

Joerg Zachmann führt die Besucher durch den Logistikbereich:
Joerg Zachmann führt die Besucher durch den Logistikbereich:
Warentransport vom Hochregallager ...
Warentransport vom Hochregallager ...
... über Transportbänder ...
... über Transportbänder ...
... zu den Montageplätzen.
... zu den Montageplätzen.
Alle Teilnehmer und Betreuer
Alle Teilnehmer und Betreuer

Zum ruhigen Ausklang des Tages ließen sich die Teilnehmer eine Pizza, einen Burger oder einen Salat schmecken, um dann für den nächsten Tag gestärkt zu sein, an dem ein Besuch an der Technischen Hochschule auf dem Programm stand. Prof. Josef Pöppel, der Laborleiter für elektrische Mess- und Schalttechnik, empfing die Gruppe in einem Hörsaal und gab einen kurzen Überblick über seine Arbeit und sein Forschungsgebiet. Ihn führte der Zufall auf einen sehr interessanten Effekt, der 2006 nach einer der ersten Führungen durch den neuen schall- und funkisolierten Raum an der Hochschule beobachtet wurde: Eine Besucherin berichtete ganz begeistert, dass ihr Tinnitus auf einmal verschwunden war. Nach ersten Wiederholungstests kamen auch Probanden über HNO-Ärzte in den Raum und es konnte eine Erfolgsquote von ca. 5% erreicht werden. Die tiefenentspannende Wirkung dieses isolierten Raumes auf das Gehirn bzw. das Nervensystem kann verschiedenste Krankheitsbilder (Gleichgewichtsstörungen, ADS oder Autoimmunerkrankungen) positiv beeinflussen, ist aber medizinisch noch nicht klar erklärbar und wurde mittlerweile in das interdisziplinäre EU-Projekt zum Tinnitus TINNET aufgenommen. Natürlich durften die Teilnehmer gleich selbst probeliegen und mit einem auf den Bauch gelegten USB-Stick (mit entsprechender Zusatzelektronik zur Registrierung) überprüfen, ob sich die Entspannung auch bei ihnen – wie bei vielen früheren Besuchern – in einem leichten Knurren des Magens äußert.

Die Schüler hören eine Vortrag von Professor Pöppel.
Die Schüler hören eine Vortrag von Professor Pöppel.
Schall- und funkisolierter Raum vorher ...
Schall- und funkisolierter Raum vorher ...
... und nachher
... und nachher
 

Wie sich das akustische Verhalten einer Stimmgabel durch eine Zusatzmasse verändert, konnten die Schüler anschließend in einem Labor selbst untersuchen und mit Hilfe eines Soundkarten-Oszilloskops am Computerbildschirm darstellen. Zum Schluss führte Prof. Pöppel die Gruppe noch durch einige andere Labore und Versuchsstände.

Experimente mit der Stimmgabel
Experimente mit der Stimmgabel

Nach zwei sehr interessanten Tagen verabschiedeten sich die „Nussknacker“ von den „Querdenkern“ und traten gegen Mittag mit dem Zug die Heimreise nach Cham an.

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