28.07.2017
Fraunhofer-W-Seminar erkundete Renaturierungsprojekte im Nationalpark Bayerischer Wald
„Darf ich noch einen Satz sagen?“ Mit dieser Frage beendete Biologielehrer OStR Bernhard Bauer in der Regel seine anschaulichen Erklärungen zur Fauna und Flora der Wälder, Fließgewässer, Moore und Schachten des Nationalparks. Anschließend suchten die 11 Schülerinnen und Schüler des W-Seminars Enzyme mit dem Experten für Wildbiologie Dr. Willi Hoff sowie Biologielehrerin StRin Dr. Dragon das jeweilige Ökosystem nach typischen Pflanzen und Tieren ab.
Fünf Tage verbrachte die Gruppe gemeinsam mit ihren Betreuern im und um das Wessely-Jugendwaldheim inmitten des Nationalparks im Bayerischen Wald. Das in der Gemeinde Hohenau gelegene Jugendwaldheim ist die erste und älteste Umweltbildungseinrichtung des Nationalparks Bayerischer Wald. Es bietet Schüler- und Studentengruppen Projekte rund um die Renaturierungsbemühungen verschiedener Ökosysteme an.
Dieses Jahr hatte das Seminar die Gelegenheit, Claudia Schmid, die ihren Master in Umweltplanung und Ingenieurökologie an der TU München absolviert hat, in die Kleine Au bei Altschönau zu begleiten, an der momentan ein trocken gelegtes Hochmoor renaturiert wird. Dieses sogenannte Life+Projekt mit dem Fokus Moore wird seit Herbst 2013 von der Europäischen Union mit 1,3 Millionen Euro finanziert. Es hat zum Ziel, die Moore mit ihren seltenen und hochspezialisierten Arten wie Moorbirke oder fleischfressender Sonnentau als besonders wertvolle Lebensräume durch verschiedene Maßnahmen wiederzubeleben. In diesem Hochmoor führten die Schüler unter anderem Probebohrungen durch, die 3.000 bis 5.000 Jahre alte Überbleibsel von Lebewesen (z. B. Birkenrinde, Pollenkörner) zu Tage förderten und die aufgrund des Luftabschlusses und sauren pH-Wertes im Moorboden konserviert worden sind.
An anderen Tagen wanderte die Gruppe zu verschiedenen Waldgebieten, in denen trotz massiven Borkenkäferbefalls nie gerodet, sondern Totholz neben Jungbäumen stehen gelassen wird, um Spechten, Eulen und Fledermäusen, die andernorts nicht mehr existieren, Nistmöglichkeiten zu bieten. Diese Arten halten die Schädlingspopulationen in Schach und machen einen Gifteinsatz überflüssig. Der ansässige Förster Simonis und Malte, der gerade ein freiwilliges ökologisches Jahr absolviert, stellten in diesem Fall ihre Expertise zur Verfügung. Weitere Ausflüge wie eine Lusen-Wanderung und ein Besuch der Stadt Passau rundeten die arbeitsreiche Woche ab.
Schlussendlich ließen die Fraunhofer-Schüler nach den anregenden und anstrengenden Pflichtteilen den Tag am gemütlichen Lagerfeuer mit Würsteln und gerösteten Marshmallows ausklingen.
Das Fazit einer so
aktiven Woche: Naturnahe Lebensräume sind wirklich spannende Orte und unter
anderem deshalb schützenswert.
Dr. Stefanie Dragon
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