In erster Linie Mensch

06.03.2020

Workshop zum Thema „Rechtsextremismus“

Am Mittwoch vor den Faschingsferien hielt Herr Günter Kohl, Regionalbeauftragter für Demokratie und Toleranz des Kultusministeriums  für die Schulen des Bezirks Oberpfalz, einen Workshop zum Thema „Rechtsextremismus“ für interessierte Schülerinnen und Schüler der neunten und zehnten Klassen ab. Herr Kohl verfügt über jahrzehntelange Erfahrung in diesem Bereich, ist unter anderem Deutschlehrer am Beruflichen Schulzentrum Oskar-von-Miller in Schwandorf und einer der Hauptinitiatoren des „Bündnisses gegen Rechtsextremismus“ in Schwandorf, das auf eine langjährige  Existenz zurückblicken kann. Außerdem arbeitete er im europäischen Raum mit Italien und Österreich zusammen, erstellte zusammen mit lokalen Musikern eine CD „Songs gegen Rechts“ und erhielt dafür eine Auszeichnung des Kultusministeriums. Somit war der Referent mit seiner langjährigen Erfahrung und vielen Beispielen „aus dem echten Leben“ genau richtig für die 20 Teilnehmer, weit über 30 Schülerinnen und Schüler hätten gerne Teil genommen.

Der Referent zusammen mit den teilnehmenden Schülern
Der Referent zusammen mit den teilnehmenden Schülern

Günter Kohl führte zunächst mit einer Powerpoint-Präsentation in aktuelle Fallzahlen und rechtsextreme Anschläge, auch in der Oberpfalz, ein. So verwies er darauf, dass laut einer Studie der Amadeu-Antonio Stiftung in Berlin seit den 1990er Jahren über 200 Menschen durch rechten Terror gestorben sind, dass es aber bereits vorher immer wieder zu Gewaltdelikten kam, wie etwa dem Oktoberfest-Attentat vom 26.09.1980 mit 12 Toten, 213 Verletzten, 68 Personen davon schwer.

Anschließend begann einer von vielen praktischen Teilen des Workshops, einem Experiment zum Thema „Nationalität“. Jeder bekam ein Blatt mit „typischen“ Eigenschaften von Ausländern und Deutschen und es zeigte sich, dass, bis auf eine Schülerin, alle versuchten, die gegebenen Eigenschaften einer Nation zuzuweisen, was beweisen sollte, wie sehr stereotypes Denken, das oft zu Vorurteilen und Verallgemeinerungen führt, in unser aller Köpfe vorhanden ist. Es komme doch vielmehr auf den Einzelnen an, darauf, Menschen kennen zu lernen und das habe wenig mit der Nationalität zu tun, so die schlussendliche Erkenntnis.

Der Referent verteilt die Arbeitsblätter mit den angeblich „typischen“ Eigenschaften von Ausländern und Deutschen.
Der Referent verteilt die Arbeitsblätter mit den angeblich „typischen“ Eigenschaften von Ausländern und Deutschen.

In einer weiteren Übung sollten sich die Schüler mit Namen vorstellen und der Referent zeigte ihnen auf, aus welchen Sprachen und Ländern diese stammen, um auch hier die Aufmerksamkeit auf „das Fremde“ zu lenken und zu zeigen, dass etwas „rein Deutsches“ schwer auszumachen ist. Ganz nebenbei lernten sich so alle kennen.

Schließlich wurden Gründe gesammelt, warum sich Jugendliche, aber auch Erwachsene rechtsextremen Gruppierungen anschließen und welches Persönlichkeitsprofil man dazu womöglich besitzt und wonach solche Menschen suchen. Außerdem vermittelte Günter Kohl den Schülerinnen und Schülern, was der Szene insgesamt wichtig sei. 

Einige Schülerinnen bei einer der vielen Übungen im Gruppengespräch
Einige Schülerinnen bei einer der vielen Übungen im Gruppengespräch

Es folgten zwei Spiele, um herauszufinden, was man selbst und auch andere mögen und so entdeckten die Teilnehmer sehr aktiv, was Gruppendynamik bewirken kann und konnten sich über ihre Vorlieben wie Abneigungen austauschen. Wer mag Fußball, wer mag Rockmusik oder wer mag Deutschunterricht  - waren hier beispielsweise vorgegeben und beim Thema Deutschunterricht standen die beiden Lehrer, Herr Kohl und Frau Baumer, ganz alleine im Mittelkreis, was für einige Lacher sorgte. 

Zum Abschluss passierte etwas ganz und gar Rätselhaftes, nachdem die beiden Lehrer im Stuhlkreis herum wanderten, sehr fröhlich und offen wirkten, sich verbeugten und die Füße der Teilnehmer in Position rückten. Es folgte eine Essenszeremonie mit einer knienden Lehrkraft, die sich auch noch verbeugte und das von fremder Hand geführt. Die Jugendlichen sollten anschließend raten, wer in dieser Konstellation die bessere Position hat-Mann oder Frau und wiederum wollte ihnen Herr Kohl zeigen, dass wir, aufgrund eigener kulturellen Erfahrungen, ein bestimmtes Bild entwickeln, dass das aber nicht dem Kulturhintergrund des dargestellten Südseevolkes entspricht. Dort hatte nämlich die Frau eine eindeutig bessere Stellung. Er führte also die Schüler gekonnt und gewollt mehrere Male aufs Glatteis, um ihre Gedanken und ihre Wahrnehmung zu öffnen. Der Tenor der Teilnehmer zu diesem Vormittag war durchwegs positiv und die AG „Schule ohne Rassismus“ bedankte sich bei dem Referenten noch mit einem kleinen Geschenk, über das er sich sichtlich freute.

Die AG „Schule ohne Rassismus“ unter Leitung von Sabine Baumer bedankte sich bei dem Referenten noch mit einem kleinen Geschenk.
Die AG „Schule ohne Rassismus“ unter Leitung von Sabine Baumer bedankte sich bei dem Referenten noch mit einem kleinen Geschenk.

Es war zu spüren, dass Herrn Kohl, wie uns allen auch, das Thema sehr am Herzen liegt und es kommt auf jeden Einzelnen von uns an, eine Gesellschaft mitzugestalten, die mitmenschlich, tolerant und demokratisch handelt und das zu schaffen sollte uns jeden Tag aufs Neue bewusst werden und uns die Mühe wert sein.

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