Fünf Wochen Australien für Fraunhofer-Abiturient

26.11.2019

Dr. Wahr-Preisgewinner 2019 Tobias Hirsch berichtet von Down Under

Freitag, 28. Juni 2019, der Tag der Abiturentlassfeier. Ich sitze mit 92 anderen Abiturienten in der festlich geschmückten Sporthalle und warte darauf, mein Abiturzeugnis überreicht zu bekommen. Doch zuvor wird mir noch eine besondere Ehre zuteil: Mein früherer Englischlehrer und Fördervereinsvorsitzender Herr Nowotny verleiht mir den Dr. George Wahr-Preis 2019, stellvertretend für Dr. Wahr, der in diesem Jahr nicht selbst nach Cham kommen konnte. Der Preis wurde vor zehn Jahren großzügigerweise von Doktor George Wahr, einem ehemaligen Schüler unserer Schule, der nach Australien ausgewandert ist, gestiftet, um seiner alten Schule etwas zurückzugeben. Er ermöglicht es damit jedes Jahr einem Fraunhofer-Abiturienten, in seine Wahlheimat zu fliegen, dort 14 Tage in seiner Villa in Melbourne zu wohnen und dann den Kontinent auf der anderen Seite der Erde auf eigene Faust zu erkunden.

Preisübergabe an Tobias bei der Abiturfeier
Preisübergabe an Tobias bei der Abiturfeier

Meine fünfwöchige Reise begann dann knapp zwei Monate später Anfang September am Münchner Flughafen, von dem ich mich auf den fast 22-stündigen Weg über Singapur nach Melbourne machte. Dort durfte ich mich nun für zwei Wochen Georges Gastfreundschaft erfreuen. Allerdings machte mir zu Beginn das Wetter einen Strich durch die Rechnung – war ich doch von den letzten schön warmen Sommerwochen in Deutschland ins Melbourne des Spätwinters geflogen, wo es besonders abends nach Sonnenuntergang eisig kalt wird. Ich wusste zwar, dass es so weit südlich um diese Jahreszeit noch frisch werden kann, doch auf derartige Temperaturen war ich nicht wirklich vorbereitet.

Tobias vor Melbournes Skyline
Tobias vor Melbournes Skyline

Melbourne ist eine sehr grüne Stadt, die berühmt ist für ihre weitläufigen Parkanlagen. Durch diese begleitete ich George auf seinen Spaziergängen, die oft in seinem Lieblingscaféhaus endeten. Darüber hinaus gingen wir in viele ausgezeichnete Restaurants zum Essen, in denen ich die verschiedensten Küchen der Einwanderer von italienisch bis mexikanisch genoss. Denn die wirklich speziell australische Küche beschränkt sich auf das Zubereiten der Tiere, die nur dort vorkommen, zu Emu-Burgern oder Kangaroo Steak – was beides übrigens ausgezeichnet schmeckt.

George und Tobias spazieren vorm Dom.
George und Tobias spazieren vorm Dom.

Außerdem fuhren wir gemeinsam in die alte Goldgräberstadt Ballarat, genauer nach Sovereign Hill, wo der Eingang zu einer alten Goldmine ist, in die man als Besucher einfahren kann, um einen Eindruck in das harte Leben der Bergarbeiter des 19. Jahrhunderts zu gewinnen. Über Tage kann man dann in einer nachgebauten Goldgräbersiedlung, die durch Reenactment zum Leben erweckt wird, richtig in den Goldrausch eintauchen.

Schürferlager in Sovereign Hill
Schürferlager in Sovereign Hill

Am Abend meines letzten Tages besuchten wir auch noch ein Australian Football Spiel im Melbourne Cricket Ground, dem größten Sportstadion Australiens mit über 100.000 Sitzen. Australischer Fußball hat außer dem Namen nichts mit unseren Fußball gemein. Der Ball sieht anders aus, es wird mit viel Körperkontakt gespielt und auch die Tore und insgesamt das Torschießen funktioniert anders als beim Weltfußball – so bezeichnet man unseren Fußball in der Übersetzung in Down Under.

George und Tobias im Stadion in den Farben von Collingwood, Georges Team
George und Tobias im Stadion in den Farben von Collingwood, Georges Team

Während George unter der Woche arbeitete, erkundete ich Melbourne auf eigene Faust. So ließ ich mich auf dem Eureka Tower, dem noch höchsten Turm im Melbourne, in einem Glaswürfel aus dem Gebäude heraus in die Luft fahren – mit einem freien Blick senkrecht nach unten – oder stattete der australischen Fauna im Zoo einen Besuch ab. Zudem unternahm ich einen Tagesausflug zur berühmten Pinguin-Parade auf Philipp Island, wo jeden Abend mehrere hundert Zwergpinguine von der Jagd im Meer zu ihren Nestkolonien zurückkehren und in der Dämmerung etwas tölpelhaft über den Strand watscheln.

Tobias hoch über Melbourne
Tobias hoch über Melbourne

Außerdem befuhr ich mit Georges Haushälterin Nicole für zwei Tage die Great Ocean Road, die wohl schönste Küstenstraße Australiens – vorbei an malerischen Sandsteinklippen und Formationen, wie den zwölf Aposteln – von denen allerdings nur noch acht stehen. Dort sah ich in einem kleinen Eukalyptuswald meinen ersten wilden Koala – der gerade zu einer Kugel zusammengerollt ein Nickerchen machte.

Tobias bei den zwölf Aposteln an der Great Ocean Road
Tobias bei den zwölf Aposteln an der Great Ocean Road

Von der zweitgrößten Stadt Australiens brach ich nun in die menschenleeren Weiten des Outbacks auf – hier gilt Alice Springs mit seinen circa 26.000 Einwohnern bereits als Metropole und entlang der „Red Roads“, das sind unbefestigte Pisten, auf denen ich während meiner Tour durchs rote Herz unterwegs war, gibt es schon mal auf einer Strecke, die etwa so lange ist wie der Weg von Cham nach Nürnberg, keinerlei Rast – oder gar Tankstellen.

Red Road in die Ferne
Red Road in die Ferne

Die Einsamkeit des Gebietes wird noch dadurch verstärkt, dass es größtenteils bis zum Horizont komplett eben ist – eine Weite, die für uns Europäer sehr ungewohnt ist und einen nachhaltigen Eindruck auf mich hinterlassen hat. Die Fernsicht wird nur von einigen wenigen Felsbrocken durchbrochen, wie dem berühmten Uluru, aber auch den nicht minder schönen Kata Tjuta, in denen ich eine kurze Wanderung bei gerade noch angenehm warmen Temperaturen unternahm. Beim Rim Walk war das schon nicht mehr so – aber die wunderbaren Felsformationen und Ausblicke waren die Anstrengung wert.

Tobias im Kings Canyon
Tobias im Kings Canyon

Ein besonderes Schauspiel konnte ich nachts bewundern: Aus meinem Swag, einer speziell australischen Mischung aus Schlafsack und Zelt, konnte ich in der kaum lichtverschmutzten Leere des Outbacks den Sternenhimmel und sogar unsere Milchstraße außerordentlich klar erkennen. Besonders und neu waren für mich natürlich auch die Sternbilder, sah ich dort doch zum ersten Mal den Südsternenhimmel, der nur zum Teil von denselben Sternbildern wie unser Himmel geziert wird.

Sternbild Skorpion
Sternbild Skorpion

Ein ganz anderes abendliches Erlebnis gab es an meinem nächsten Reiseziel: Sydney. Dort besuchte ich eine Aufführung des Musicals „West Side Story“ im berühmten Opera House, dem jüngsten Gebäude überhaupt mit Weltkulturerbe-Status. Ein Besuch ist deshalb nicht nur der Musik, sondern auch der Architektur wegen unbedingt ein Muss. Wobei man es sowieso nicht übersehen kann, prägt es doch mit seiner exponierten Lage auf Bennelong Point und seinen glänzenden, 67 Meter hohen Dächern den Sydney Harbour.

Sydney: Opera House und Habour Bridge
Sydney: Opera House und Habour Bridge

Ebenfalls im (genauer über) dem Hafen befindet sich auch das zweite große Wahrzeichen Sydneys: die Harbour Bridge, was übersetzt einfach nur „Hafenbrücke“ bedeutet. Diese kann man, Schwindelfreiheit vorausgesetzt, bis ganz nach oben hochklettern und dabei ganz besondere Aussichten auf Sydneys CBD (= Central Business District) und den Hafen genießen – besonders zur Zeit des Sonnenuntergangs, als ich emporgestiegen bin und sich das letzte Tageslicht im Wasser unter mir spiegelte –, ein beeindruckendes Erlebnis.

Tobias beim Bridge Climb auf der Habour Bridge
Tobias beim Bridge Climb auf der Habour Bridge

Direkt im Westen wird Sydney von der menschenleeren Wildnis der Blue Mountains begrenzt – dort gibt es Trails, die vier Tage lang durch absolut unbewohntes Gebiet führen. Wobei gerade der Randbereich touristisch gut erschlossen ist - und somit ganz und gar nicht einsam und verlassen. Dort bieten sich malerische Ausblicke auf Felsformationen wie die Three Sisters oder auf Mount Solitary. Ihren Namen haben die „blauen Berge“, wie sie übersetzt heißen, übrigens von dem Blaustich, in dem sie aus der Ferne erscheinen. Er entsteht, weil im feinen Nebel aus ätherischen Ölen, den die vielen Eukalyptusbäume dort absondern, besonders der blaue Anteil des Sonnenlichts auf den Boden zu den Betrachtern hin gebrochen wird.

Tobias vor Mount Solitary
Tobias vor Mount Solitary

Doch nicht nur in den Bergen kann man wandern, auch in Sydney selbst gibt es schöne Küstenwanderwege mit der faszinierenden Szenerie der Klippen am Pazifischen Ozean. Beginnend am berühmten Bondi Beach, der – mag er auch ein Surfparadies sein – zum Schwimmen ob der vielen Touristen und des Wellengangs nur sehr bedingt geeignet ist, spazierte ich nach Coogee, mit einem Zwischenstopp zum Schwimmen in Clovelly Beach. Dieser Strand liegt in einer kleinen, mit Wellenbrechern geschützten Bucht, weshalb ich dort gemütlich baden konnte.

Clovelly Beach
Clovelly Beach

Vom doch eher kühlen Sydney ging es nun weiter in den tropischen Norden Australiens nach Queensland, genauer gesagt nach Cairns. Nach meinem Flug schlenderte ich am Nachmittag die Esplanade entlang, um einen ersten Eindruck zu bekommen. Nachdem auch schon der Inlandsflughafen, auf dem ich gelandet war, recht klein war, verstärkte sich dabei mein Eindruck, dass Cairns doch recht verschlafen sei, waren doch kaum Touristen unterwegs. Dieser Anschein sollte sich jedoch als Trugbild erweisen, als ich am frühen Abend wieder zur Küstenpromenade kam und mir einen Platz in einem Restaurant suchen wollte. Jetzt war plötzlich überall alles voll mit Urlaubern! Das liegt daran, dass die Stadt selbst für Reisende kaum etwas zu bieten hat, weshalb tagsüber kaum jemand Sightseeing betreibt. Dafür liegt sie in der Mitte von viel unberührter Natur und beeindruckender Landschaft – ideal für Tagesausflügler, die dann abends die Straßen füllen.

 Fischstatuen auf der Esplanade von Cairns
Fischstatuen auf der Esplanade von Cairns

Zu einer Tagestour brach auch ich am nächsten Tag auf. Ich fuhr mit dem Skyrail, einer Seilbahn, die über den Spitzen der Baumriesen des Regenwaldes verläuft, nach Kuranda, ein Dorf inmitten der Atherton Tablelands – die gehören übrigens zur Great Dividing Range, genauso wie die Blue Mountains etwa 2000 Kilometer südlich.

 „Bitte lächeln!“
„Bitte lächeln!“







Von Kuranda ging es direkt weiter zur benachbarten Regenwaldstation. Dort erkundete ich bei einer Amphibienboottour den hier noch relativ unberührten Dschungel und ließ mir von den lokalen Djabugay-Aborigines ihre Kultur näherbringen - und das Bumerangwerfen zeigen. Danach besuchte ich im angeschlossenen Wildtierpark noch ein letztes Mal die australischen Landtiere und nutzte die Gelegenheit, ein Foto mit einem Koala zu machen!

 

Noch einmal ging es für mich in den Regenwald, dieses Mal in den Daintree Rainforest und nach Cape Tribulation. Den James Cook Highway entlang führte mich mein Weg nach Norden, zuerst zu den Northern Beaches, den Badestränden von Cairns, denn direkt in der Stadt kann man wegen der Krokodilgefahr nicht baden. Bei einer Krokodiltour auf dem Daintree River konnte ich selbst einige Vertreter dieser gefährlichen Spezies sehen. Weiter ging es, nach erfolgreicher Überquerung des Flusses, nach Cape Tribulation. Der Name der Landzunge heißt übersetzt „Mühsal“, sie wurde von Cook persönlich so benannt, nachdem er hier vor der Küste sein Schiff auf Grund gesetzt hatte und es nur mit Mühen auf dem malerischen Sandstrand reparieren konnte.

Tobias vor Cape Tribulation
Tobias vor Cape Tribulation

Doch wie bereits erwähnt, kann man von Cairns aus nicht nur das Land, sondern auch das Wasser bereisen. So brach ich tags darauf mit der Schnellfähre zum Moore Reef auf, wo ich auf einem schwimmenden Ponton übernachtete. Dort erkundete ich dann schnorchelnd die farbenfrohen Unterwasserwelten des Great Barrier Reef. Da das Wasser im Schnorchelbereich nicht tief war, konnte ich so auch ohne Tauchschein einen wunderbaren Eindruck von der bunten Formenvielfalt eines tropischen Riffs gewinnen. Zu all den Arten von harten und weichen Korallen kamen dann natürlich noch die ebenso bunten, frei schwimmenden Bewohner des Riffs hinzu. Das fing an mit echten Clownfischen, nahen Artverwandten von „Nemo“, der allerdings ein falscher Clownfisch ist, und reichte über andere Fische aus „Findet Nemo“ wie Doktorfische bis hin zu einer grünen Meeresschildkröte - einer sehr elegant im Wasser schwebenden Kreatur.

 „Fast“ Nemo
„Fast“ Nemo

Nach diesem Highlight war meine Australienreise aber leider auch schon bald wieder vorbei und ich musste mich vom tropisch warmen Queensland – an meinem letzten Tag hatte es 38° C – wieder auf den Weg nach Deutschland machen. Als ich am frühen Morgen wieder in München landete, hatte es nur noch 6 °C, die letzten warmen Sommerwochen waren wohl auch hierzulande vorbei. Genauso wie meine beeindruckende Reise voller unvergesslicher Erlebnisse, die ich auf keinem Fall missen möchte. Deshalb möchte ich mich an dieser Stelle auch noch einmal ganz explizit für den Berg einzigartiger Eindrücke, den ich mit nach Hause brachte, bei Dr. George Wahr bedanken. Es waren großartige fünf Wochen auf der anderen Seite der Erde!

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